Viren, Bakterien oder andere krankmachenden Keime fordern unser Abwehrsystem auf das Höchste heraus. Unser Immunsystem kann diese für gewöhnlich abfangen bevor sie unseren Körper zu sehr belasten oder sogar infizieren.
Bei Menschen, die an einer Virusinfektion leiden, kann es zu Sekundärinfektionen kommen. Der primäre virale Infekt ist hier dann die Grundlage für Pilzinfektionen, Entzündungen und andere Belastungen. Eine spannende Studie(1) an der Universität Birmingham zeigt, wie unser Abwehrsystem auf Viren und multiple Infektionen reagiert.
Deshalb ist es umso wichtiger, dass wir antivirale Mittel zur Verfügung haben, um unseren Körper hier bestmöglich zu unterstützen. Aus Sicht der alternativen Naturheilkunde ist die Stärkung des Immunsystems von besonderer Bedeutung. Es gibt schließlich zahlreiche natürliche Mittel, denen eine breitgefächerte, antivirale Wirksamkeit nachgewiesen ist.

Graubehaarte Zistrose (Cistus incanus)
Wissenschafter stellten fest, dass die Zistrose die Aktivität von Influenzaviren hemmt. Das Kraut kann auch zur Immunmodulation bei Autoimmunerkrankungen beitragen. Cistus incanus ist mit seinen zahlreichen Unterarten in seiner Form- und Gestaltvielfalt fast unübertroffen. Bei der Unterscheidung der Unterarten von Cistus incanus kommt es vor allem auf die Zusammensetzung und Menge der sekundären Pflanzenstoffe (z.B. Polyphenole) an. Einige Varietäten besitzen polymere Polyphenolverbindungen und bei anderen Unterarten liegen diese Verbindungen nicht so komplex in einer oligomeren Form vor. Dr. Pandalis fand heraus, dass nur eine Varietät die speziellen polymeren Polyphenole besitzt. Die einzigartige, antivirale Wirksamkeit wurde in Kooperation mit dem ZMBE in Münster unter der Leitung von Prof. Dr. Stephan Ludwig und dem Friedrich Loeffler Institut in Tübingen unter der Leitung von Prof. Dr. Oliver Planz untersucht und beschrieben (2,3). Durch ein spezielles Verfahren konnten die polymeren Polyphenole in einem Extrakt konzentriert werden.
Viren und Bakterien werden physikalisch gebunden und am Eindringen in die Körperzellen gehindert. Durch diese unspezifische Blockade wird eine Infektion verhindert und die Erreger werden auf natürlichem Wege ausgeschieden.

Süßholz (Glyzyrrhiza glabra)
Süßholz stammt aus Westasien und den Mittelmeerregionen und ist das Medizinpferd der Traditionellen Chinesischen Medizin (TCM). Es ist Bestandteil zahlreicher TCM-Rezepturen für Magen, Darm und Bronchien, dabei vor allem bei Husten, Bronchialkatarrh und andere Erkrankungen der oberen Atemwege. Hier kommen die Saponine zum Wirken, welche expektorierende, sekretolytische und -motorische Effekte entfalten. Eine antivirale Wirkung bei Hepatitis A und C lässt sich für Glycyrrhizin belegen. Glycyrrhizin werden auch antivirale Eigenschaften zugesprochen. Eine Laboruntersuchung bestätigte nun, dass Glycyrrhizin stark antiviral gegen das Coronavirus SARS-CoV-2 wirkt. Die Forschungsgruppe um Lukas van de Sand und Dr. Adalbert Krawczyk analysierten die Inhaltsstoffe der Süßholzwurzel, um den Ursprung des antiviralen Effekts zu identifizieren, der von Tee aus getrockneter Süßholzwurzel ausgeht. Dabei stießen die Forschenden auf das Molekül Glycyrrhizin, welches unter anderem zur Lakritz-Herstellung verwendet wird. Es hemmt ein für die Virusvermehrung essenzielles Enzym. (4)

Baikal Helmkraut (Scutellaria baicalensis)
Das bei uns zulande kaum bekannte Helmkraut zählt in Sibirien und China schon sehr lange zu den vielversprechendsten Naturheilmitteln unter anderem gegen virale Infektionen. Der Hauptwirkstoff Baicalin wirkt einerseits vorbeugend gegen Viren, andererseits unterstützt er ebenso einen schlimmen Krankheitsverlauf. Eine Forschungsarbeit aus dem Jahr 2000 konnte zeigen, dass Baicalin die HIV-1-Infektion auf der Ebene des viralen Eintritts in die Zelle verhindert. Studien zufolge wirkt Baicalin auch gegen zahlreiche Viren, die opportunistische Infektionen bei retroviral Infizierten verursachen. Auch Patienten, deren Erkrankung keine mutmaßliche retrovirale Infektion zugrunde liegt, die jedoch an anderen akuten viralen oder postviralen chronischen Erkrankungen leiden, könnten von Baicalin profitieren. (5,6)

Reishi (Ganoderma lucidum)
Der Reishi (Ganoderma lucidum) zählt zu den bedeutsamsten Medicinalpilzen der TCM und zu den ältesten Arzneimitteln der Menschheit. Er kommt weltweit vor und wächst vorwiegend auf Laubbäumen, sein Lieblingsbaum ist die Eiche. In diesem Pilz sind mehr als 100 verschiedene hochwirksame Polysaccharide enthalten, unter anderem die sogenannten sulfatierten Polysaccharide, welche aufgrund ihrer guten virenfeindlichen Wirkung sogar vorbeugend gegen Influenza oder andere Viruserkrankungen (auch HIV) empfohlen werden. Laut einer Studie der Fachzeitschrift The North American Journal of Medical Sciences, sind die antiviral wirkenden Triterpene des Reishi Heilpilzes in der Lage, die HIV-Protease (ein Enzym, das für die Vermehrung des Virus notwendig ist) signifikant zu hemmen und somit den Ausbruch der Krankheit zu verhindern bzw. hinauszuzögern. Des Weiteren soll der Heilpilz auch gegen andere Viren wie zum Beispiel gegen den Erreger des Pfeifferschen Drüsenfiebers (EBV) oder verschiedene Grippeviren wirken. (7, 8,9)
Quellen
- https://journals.plos.org/plospathogens/article?id=10.1371/journal.ppat.1008240
- Ludwig: Abschlussbericht Pilotprojekt: Untersuchung der Wirkung des Cystus052-Extrakts auf die Infektiosität von Rhinoviren. 2006/1 Unveröffentlicht.
- Planz O.: “Are we ready for the next influenza A virus pandemic?” 2007.
- https://www.biorxiv.org/content/10.1101/2020.12.18.423104v1.full
- Q. Li et al: “Inhibition of HIV infection by baicalin – a flavonoid compound purified from Chinese herbal medicine”. In: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/7693133/
- Xiang Li et al: „The Antiviral Effect of Baicalin on Enterovirus 71 In Vitro”. In: https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/26295407/
- Dani Veracity: „Studies show reishi mushrooms benefit people stricken with a variety of ailments, from high blood pressure to AIDS“. In: Natural News, Januar 2007.
- Christopher Hobbs: „Medicinal Mushrooms: An Exploration of Tradition, Healing, and Culture”. In: Book Publishing Company, Februar 2002.