Alle Substanzen, die ess- oder trinkbar sind und bitter schmecken, bezeichnet man als Bitterstoffe. Seit Jahrhunderten in Verwendung zur Anregung und Stärkung des Körpers, blieb ihre Wirkung doch weitgehend im Dunkeln.
Erst die moderne Pharmazie und Pharmakologie lüftete den Schatz und stellte die Bitterstoffe ins richtige Licht. Bitterstoffe verbessern die Verdauungsleistung, entsäuern den Körper und mobilisieren die Abwehrkraft gegen Viren und Bakterien. Bitterstoffe halten schlank und helfen uns, schlank zu bleiben. Sie werden damit die wichtigsten Verbündeten des Menschen auf einem lebenslangen Weg der Gesundheit. Noch nie war die Zeit so reif für Bitterstoffe wie heute.
Was Bitterstoffe alles können
Schon vor Jahrhunderten war bekannt, dass Bitterstoffe eine heilsame Wirkung entfalten können. Wir wissen nicht, ob auch die europäische Klostermedizin des Mittelalters das Elixir ad longam vitam mit der klaren Absicht erzeugt hat, das Leben zu verlängern. Der Erfolg des Getränks war jedoch erstaunlich. Die Tinktur aus Engelwurz, Enzianwurzel, Mariendistel und anderen Bitterkräutern, die dem Schweizer Arzt und Naturphilosophen Paracelsus zugeschrieben wird, hat als „Schwedenbitter“ bis heute überdauert und wartet in so mancher Hausapotheke auf den Gebrauch.
Die Liste der heilsamen Bitterkräuter, die wir kennen, ist lang. Sie reicht von Andorn, Benediktenkraut, Ingwer, Kurkuma bis hin zu Tausendgüldenkraut, Schafgarbe, Wegwarte und Wermut. Als Tee, Abkochung oder alkoholisches Elixier führen Bitterstoffe zu einem raschen Sättigungsgefühl, wirken einem vermeintlich unstillbaren Süß- und Fleischhunger entgegen, und lassen so Fettleibigkeit und Diabetes keine Chance. Viele Bitterkräuter sind hervorragend für den Einsatz in der Küche als Salate und Kräuter geeignet, andere bekämpfen als Gurgellösung oder in Salben verarbeitet schädliche Bakterien und Viren.
Aber was macht den bitteren Geschmack aus?
Können wir den bitteren Geschmack überhaupt noch in unsere Geschmackswahrnehmung einordnen? Es fällt uns zunehmend schwer, zu uniform ist unsere Zunge und unser Gaumen auf süß geprägt. Bitter stößt eher auf Ablehnung und Ekel. Eigentlich unglaublich, besitzen doch Bitterstoffe die größte Heilkraft aller Pflanzen und Pilze.
Mit meinem Buch möchte ich den Stellenwert von Bitterstoffen für den täglichen Gebrauch wieder in der Vordergrund rücken und Ihnen ihr Wesen und ihre Heilkraft näherbringen. Was ihren Einsatz angeht, können wir auf das Wissen großer Ärzte und Heiler aller Epochen vertrauen, dennoch erleichtert eine systematische Einordnung von Bitterstoffen den Umgang mit ihnen. Bitter ist nicht gleich bitter, und die Geschmacksempfindung reicht von aromatisch bitter bis zur reinen Bitterkraft. Diese unterschiedlichen Geschmacksnuancen sind für die vielfältigen therapeutischen und medizinischen Effekte verantwortlich. Diese gilt es zu ergründen.
Myrobalane – eine Frucht heilt alle Krankheiten
Die wohl geheimnisvollsten Heilpflanzen Asiens sind die Myrobalanen. Medizinisch am häufigsten genannt werden die chebulische (Terminalia chebula), die belerische (Terminalia belerica) und die Amla-Myrobalane (Emblica officinalis). Unter dem Sammelbegriff „Triphala“ existiert eine mehr als viertausend Jahre alte Rezeptur in der indischen Volksmedizin aus den Früchten dieser drei Bäume. Eine Mischung aus den drei Myrobalanen ist die Rezeptur, die alle Krankheiten heilen kann, so die Überlieferung. Sowohl im Ayurveda Indiens als auch in der Medizin Tibets ist diese Mischung an Bitterstoffen eine Basisformulierung für die Behandlung unzähliger Stoffwechselerkrankungen.
Da die Myrobalanen sanft aufeinander abgestimmt wirken, können sie über einen längeren Zeitraum problemlos allein, in Kombination oder als Beigabe zu anderen Rezepturen eingenommen werden. Sie fördern die tiefgreifende Zellentgiftung, schützen die Mitochondrien, regulieren den Fett- und Cholesterinstoffwechsel, harmonisieren den Steroidhormonhaushalt und das Immunsystem und heilen Wunden.
Die Myrobalanen enthalten nach tibetischer Überlieferung und Medizintradition alle sechs dort unterschiedenen Geschmacksrichtungen und acht Potenzen, drei postdigestive Geschmacksempfindungen (Geschmacksänderung nach der Verdauung) und die siebzehn Qualitäten. Dadurch heilen die Rezepturen mit Myrobalanen viele Krankheiten, sie besitzen eine starke eigene Impulskraft sowie eine ausgeprägte Impulslenkungsqualität für andere Rezepturbestandteile.