Diese Ungewissheit, welche uns in Tagen wie diesen auferlegt wird und die Isolation von Begegnung, Verbundenheit und Fürsorge, vermehrt naturgemäß Angstzustände. Dies kann unter Umständen so weit gehen, dass uns die Angst zu packen droht.
Angstzustände machen sich durch eine ständige Angespanntheit bemerkbar. Ein angespanntes Kiefer, zusammengepresste Lippen und das oftmalige Anhalten seines Atems sind dabei die ersten Anzeichen. Der Herzschlag wird flacher und schneller, manchmal unregelmäßig. Auch Herzstolpern kann sich einstellen. Ein gesunder, ausgewogener Schlaf ist nicht mehr möglich. Oft werden auf Dauer durch diesen negativen, emotionalen Zustand auch die Galle und Leber, der Magen und der Darm in Mitleidenschaft gezogen.
Um dem entgegen zu wirken, haben wir einige gute Möglichkeiten, der Angst zu begegnen:
- Regelmäßiger Sport, wenn möglich im Freien. Auch ausdauernde Spaziergänge im Wald gehören hier dazu.
- Des Öfteren kleinere gesunde Mahlzeiten bewusst zu sich nehmen. Kein Essen im Stehen oder wenn man abgelenkt ist.
- Koffein, Zucker oder Alkohol meiden.
- Die Umgebung so zu gestalten, dass Stress und Hektik außen vor bleiben und ein Leben mit Regelmäßigkeiten und Stabilität zum Alltag gehören.
- Darüber sprechen. Oft ist es hilfreich, sich vertrauenswürdigen Personen anzuvertrauen.
- Negative Gedanken loslassen.
Die Angst vor der Angst macht alles noch stärker, unerträglicher und lässt einen schier ohnmächtig der Angstattacke gegenüberstehen.
Wichtig ist, den Weg aus der Angst zu finden:
- Bauchatmung, konzentriert und ruhig. Am Boden liegend, wird der Atem tief in den Bauch eingesogen, kurz angehalten und langsam und ruhig wieder ausgeatmet. Die Vorstellung, Positives einzuatmen und Negatives auszuatmen kann hier sehr hilfreich sein.
- Gedanken umlenken: Wenn sich eine Attacke anbahnt, lenken Sie die Aufmerksamkeit nicht auf die Angst, sondern bewusst auf etwas Positives. Stellen Sie sich zum Beispiel vor, wie Sie in einer blühenden, duftenden Blumenwiese liegen, ein warmer Wind sanft über Sie hinwegstreichelt und das weiche Gras, auf dem Sie liegen, Sie sanft und schützend bettet.
- Lassen Sie die Angst kommen. Nehmen Sie die Angst an. Ein Kampf gegen die Angst kann die Angstzustände noch verstärken. Lassen Sie die Angst einfach kommen und ganz einfach durch sich hindurchfließen.
Angstbekämpfung in der Natur
In der Phytotherapie gibt es sehr viele Pflanzen, die sich positiv auf Angstzustände auswirken und hilfreich sein können. Sehr oft sind dies gelb blühende Pflanzen wie zum Beispiel der Alant, die Angelikawurzel oder das Johanniskraut. Diese Pflanzen tragen alle das Licht der Sonne, die Sonnenkraft in sich. Sonnenlicht ist besonders wichtig für eine positiv-emotionale Stimmung. Besonders das Johanniskraut wird sehr oft bei depressiven Verstimmungen eingesetzt. Es ist bekannt für seine euphorisierende, stimmungsaufhellende, angstlösende und schmerzlindernde Wirkung.
Bei Angstattacken kann es hilfreich sein, ein wenig Johanniskrautöl, auch Rotöl genannt, im Nacken einzumassieren.
Rezept Rotöl
- – Eine Handvoll der oberen, blühenden Johanniskraut-Pflanzenteile (im Juni geerntet)
- – Hochwertiges, biologisches Olivenöl
Die Johanniskrautblüten leicht anquetschen, in ein Glas mit Schraubdeckel füllen, mit dem hochwertigen Olivenöl aufgießen und einen Mondzyklus lang (28 Tage) an ein sonniges Fensterbrett stellen. Jeden Tag schütteln. Nach dieser Ausziehphase abseihen und dunkel und kühl aufbewahren.
Das Licht der Sonne ist es auch, was wir so notwendig brauchen. Ohne Frage kann sich ein achtsamer Umgang mit Sonnenlicht positiv auf das Immunsystem und die Psyche auswirken. 10-15 Minuten Sonne täglich können bereits zu einer positiveren Stimmung beitragen. Vitamin D wird unter der Haut mit Hilfe von Sonneneinstrahlung und Cholesterin gebildet. Ein Mangel an Vitamin D kann sich negativ auf das Immunsystem und die Knochensubstanz auswirken.
Im Gehirn gibt es zahlreiche Vitamin-D-Rezeptoren. Das Sonnenlicht Vitamin ist an der Regulierung des Serotoninmetabolismus beteiligt, aber auch an der Bildung des Nervenwachstumsfaktors sowie am Glutathionmetabolismus. 2015 publizierten Wissenschaftler aus dem Iran, dass psychiatrischer Dysstress, z. B. auch Ängstlichkeit, mit einer Hypovitaminose D bei Jugendlichen assoziiert war. Tschechische Wissenschaftler fanden bei Männern und Frauen mit Angststörungen im Vergleich zu Kontrollpersonen niedrigere Vitamin-D-Spiegel. Wissenschaftler aus Kanada führten eine Analyse von Daten der Canadian Health Measures Survey durch und fanden einen robusten Zusammenhang zwischen der Konzentration von 25-OH-D und Indikatoren der mentalen Gesundheit. Höhere Vitamin-D-Konzentrationen waren mit einer besseren psychischen Befindlichkeit assoziiert. Vitamin D und auch Zink beeinflussen depressive Stimmungen positiv. (1) Auch die ausreichende Versorgung der B-Vitamine ist bei einer Neigung zu Depression- und Angstzuständen ein wichtiger Faktor, um langfristig Verbesserungen zu erzielen.
Vitamin B1 bei Kindern mit Depressionen
Bei Kindern zeigte eine Studie eine direkte Korrelation zwischen der Vitamin-B1-Aufnahme und depressiven Symptomen. Es gibt auch Hinweise aus einigen Studien, dass eine Vitamin-B1-Supplementierung bei der Behandlung von Autismus von Nutzen ist. (2)
Vitamin B1 als möglicher Risikofaktor für Depressionen
Wissenschaftler der University of California publizierten einen Fachartikel über die neurologischen, psychiatrischen und biochemischen Aspekte eines Vitamin-B1-Mangels bei Kindern und Erwachsenen. Die Wernicke-Enzephalopathie ist wohl das bekannteste neuropsychiatrische Krankheitsbild, das durch einen Vitamin-B1-Mangel hervorgerufen wird. Eine Reihe von Studien haben aber auch einen inversen Zusammenhang zwischen dem Vitamin-B1-Spiegel und Depressionen gezeigt. Auch bei gesunden älteren und jüngeren Erwachsenen konnte durch eine Supplementierung von Vitamin B1 eine positive Stimmungsveränderung, eine Zunahme des Energielevels und eine Verbesserung der Schlafqualität beobachtet werden. (3)
Vitamin-B12-Mangel erhöhte Depressionsrisiko in der Schwangerschaft
Forscher aus Virginia untersuchten bei schwangeren Frauen einen möglichen Zusammenhang zwischen niedrig normalem Vitamin B12 und Depressionen. Dabei erwies sich der Vitamin-B12-Spiegel als signifikanter Prädiktor von Depressionen. Schwangere Frauen mit niedrig normalen Vitamin-B12-Werten hatten ein 3,82-fach erhöhtes Risiko an Depressionen zu erkranken. (4)
B-Vitamine verbessern psychische Befindlichkeit
Australische Wissenschaftler publizierten einen systematischen Übersichtsartikel und eine Metaanalyse über den Effekt einer B-Vitamin-Supplementierung auf depressive Symptome, auf Angststörungen und Stress. Achtzehn Fachartikel wurden in die Auswertung einbezogen. Elf der achtzehn Artikel berichteten über einen positiven Effekt der B-Vitamine auf die Stimmungslage. Eine Supplementierung von B-Vitaminen zeigte einen signifikant günstigen Effekt bei psychischen Befindlichkeitsstörungen infolge von Stress. Bei depressiven Symptomen oder Angststörungen wurde kein signifikanter positiver Effekt der B-Vitamine nachgewiesen. (5)
Referenzen:
(1) Somaye Yosaee Ph.D., SepidehSoltani Ph.D. et al.: Effects of zinc, vitamin D, and their co-supplementation on mood, serum cortisol, and brain-derived neurotrophic factor in patients with obesity and mild to moderate depressive symptoms: A phase II, 12-wk, 2 × 2 factorial design, double-blind, randomized, placebo-controlled trial; Nutrition. 2020 Mar; 71:110601. doi: 10.1016/j.nut.2019.110601. Epub 2019 Oct 15
(2) Dhir S, Tarasenko M et al.: Neurological, Psychiatric, and Biochemical Aspects of Thiamine Deficiency in Children and Adults; Front Psychiatry. 2019 Apr 4;10:207. doi: 10.3389/fpsyt.2019.00207. eCollection 2019.
(3) Dhir S, Tarasenko M et al.: Neurological, Psychiatric, and Biochemical Aspects of Thiamine Deficiency in Children and Adults; Front Psychiatry. 2019 Apr 4;10:207. doi: 10.3389/fpsyt.2019.00207. eCollection 2019
(4) Peppard L, Oh KM et al.: Risk of depression in pregnant women with low-normal serum Vitamin B12; Res Nurs Health. 2019 Aug;42(4):264-272. doi: 10.1002/nur.21951. Epub 2019 May 22.
(5) Young LM, Pipingas A et al.: A Systematic Review and Meta-Analysis of B Vitamin Supplementation on Depressive Symptoms, Anxiety, and Stress: Effects on Healthy and ‚At-Risk‘ Individuals; Nutrients. 2019 Sep 16;11(9). pii: E2232. doi: 10.3390/nu11092232.