Der Lein, auch Flachs genannt, hat eine bewegte Geschichte hinter sich. Bereits im alten Ägypten war diese Pflanze ein steter Begleiter der kulturellen Entwicklung der Menschen. Seine Pflanzenfasern waren einer der wichtigsten Rohstoffe zur Kleidungsherstellung. Auch in Europa zählt der Samen als eine der ältesten Pflanzenfettquellen und Lein wurde als Heilpflanze hochgeschätzt. Noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts hat der Lein das landwirtschaftliche Bild Mitteleuropas geprägt, heute wird Leinsamen meist importiert.
Der Leinsamen erlebt derzeit als Superfood ein Revival und erfreut sich in Bezug auf die Gesundheit immer mehr an Beliebtheit. Seine aufquellende, schleimende und darmschützende Eigenschaft ist wohl bekannt, zudem zeichnet er sich vor allem durch seine positive Wirkung als Lipid- und Cholesterinsenker aus. Seine Schleimstoffe setzen sich aus den verschiedensten Inhaltsstoffen zusammen: Zuckerverbindungen, einige Nebenstoffe und Linolsäure. Linolsäure wurde auch nach Lein (lat. Linum) benannt.
Linolsäure senkt das LDL-Cholesterin
Lein ist die Pflanze mit dem höchsten pflanzlichen Linolsäureanteil. Linolsäure ist ein essentieller Nährstoff, der über die Ernährung unserem Körper zugeführt werden muss. Er wirkt gedächtnisanregend, es wurde ihm eine entzündungshemmende Wirkung nachgewiesen und Untersuchungen zeigen, dass Linolsäure ebenso dazu beiträgt, Lipidwerte zu regulieren. Dies bedeutet auch eine Senkung des Cholesterolgehalts in der Leber., Leinsamen hilt, LDL-Cholesterin abzubauen, damit unsere Blutfettwerte zu verbessern und den Fettstoffwechsel zu regulieren.
Leinsamenöl bei Osteoporose
Eine Studie(1), die im International Journal of Food Safety, Nutrition and Public Health veröffentlicht wurde, zeigt, dass Leinsamenöl sich positiv auf die Knochenstruktur auswirkt. Die Inhaltsstoffe haben eine positive Wirkung auf die Knochenmineraldichte und senken jene Marker, die mit Osteoporose in Zusammenhang stehen.
Der Wissenschaftler Mer Harvi und seine Kollegen am Nationalen Forschungszentrum in Kairo erforschten über viele Jahre hinweg die Auswirkungen von Diabetes auf die Gesundheit der Knochen. In Laborstudien werteten sie aus, wie der Ernährung beigemischtes Leinsamenöl den Beginn der Osteoporose verzögern oder stoppen kann.(2)
Leinsamen bei Brustkrebs
In den Vereinigten Staaten von Amerika erkrankt durchschnittlich jede achte Frau an invasivem Brustkrebs, von denen wiederum jede dritte Patientin an dieser Erkrankung stirbt. Mit zuletzt rund 69.000 jährlichen Neuerkrankungen in Deutschland, ist Brustkrebs die mit Abstand häufigste Krebserkrankung von Frauen.
Studien konnten die positive Wirkung von Omega-3-Fettsäure, von Lignanen und Ballaststoffen bei Brustkrebs nachweisen.(3,4,5) Lignane sind natürliche, pflanzliche Bestandteile unserer Nahrung. Sie befinden sich in Früchten, Gemüse und Getreide wie Weizen, Brokkoli, Knoblauch, Karotten und getrockneten Aprikosen. Im Leinsamenöl ist allerdings ein hundertfacher Anteil an Lignanen als in jedem anderen Lebensmittel enthalten.
Leinsamen in der Volksheilkunde
In der Volksheilkunde lässt man die ganzen Leinsamen warm quellen und verwendet dies als Auflage oder Wickel bei Sinusitis und Bronchitis. Des Weiteren wird er auch zur Herstellung von Kataplasmen bei entzündlichen Hautleiden und zur Abszessreifung verwendet.

Tipp:
Linolsäure oxidiert leicht an der Luft. Um einen hohen Anteil an Linolsäure beim Verzehr von Leinsamen zu gewährleisten, gehört der Leinsamen eigentlich geschrotet. Doch je länger der geschrotete Leinsamen lagert, desto geringer der Linolsäuregehalt durch die Oxidation. Gekaufter geschroteter Leinsamen weist somit keinen sehr hohen bis gar keinen Linolsäuregehalt mehr auf.
Auch bei Leinöl ist dies der Fall. Es verliert ebenso leicht wie der Samen seinen hohen Gehalt an Omega-3-Fettsäuren. Um den hohen Linolsäureanteil in Leinsamenprodukten zu gewährleisten, muss Leinsamen im Ganzen gekauft werden. Erst kurz vor Verwendung werden die kleinen Samen geschrotet oder gemörsert. Das Leinsamenöl sollte möglichst frisch gepresst sein. Der Einkauf in einer regionalen Ölmühle ist hier zu empfehlen.
Quellen:
- „Impact of feeding flaxseed oil on delaying the development of osteoporosis in ovariectomized diabetic rats“, International Journal of Food Safety, Nutrition and Public Health 2009, 2, 189-201.
- “Flaxseed oil and osteoporosis”, EurekAlert! (23.11.2009)
- „Fish oil supplements may help reduce breast cancer risk“, Fred Hutchinson Cancer Research Center
- „Major New Analysis: Fiber May Prevent Breast Cancer“, American Institute for Cancer Research
- „Plant compound reduces breast cancer mortality“, Helmholtz Association, EurekAlert!, (1.9.2011)