Könnte der menschliche Organismus aus der pflanzlichen Alpha-Linolensäure die günstigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren Eicosapentaensäure (EPA) und Docosahexaensäure (DHA) effizient selbst herstellen, bräuchten wir uns über fetten Meeresfisch und Fischöle keine Gedanken machen.
Da EPA und DHA im menschlichen Stoffwechsel jedoch nur in geringem Umfang entstehen, sind für eine ausreichende Versorgung tierische Quellen nötig, entweder aus maritimer Herkunft (Meeresfisch, Krustengetier, Algen) oder aus dem Fleisch von Tieren wie Wild und Wiederkäuern, die hochwertige Omega-3-Fettsäuren aus frischem Weidegras, Blättern, Früchten und Samen gewinnen, in ihrem Fleisch speichern und so für den Menschen verfügbar machen. Verzicht auf die mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren dürfte jedenfalls keine sinnvolle Ernährungsstrategie sein, denn ohne sie liefe im Körper Vieles nicht mehr rund. Führende Ernährungswissenschaftler und Immunologen betrachten Fisch heute längst nicht nur als köstliches und wertvolles Nahrungsmittel, sondern aufgrund seiner Fettsäure-Zusammensetzung als maßgeblichen Weichensteller und Dirigenten von Immunsystem und Gehirn.
Omega-3-Fettsäuren wirken günstig bei vielen Autoimmunerkrankungen
Omega-3-Fettsäuren wirken dem oxidativen Stress im Schilddrüsengewebe durch Steigerung der antioxidativen Kapazität entgegen und hemmen entzündungsfördernde Botenstoffe wie Interleukin-1-beta und Tumor-Nekrosefaktor-alpha, aber auch Arachidonsäure, Prostaglandine, Leukotriene und Thromboxane. Darüber hinaus vermitteln Omega-3-Fettsäuren entzündungshemmende und gewebeschützende Effekte über spezielle Signalstoffe (sog. Resolvine, Protectine und Maresine). Stehen vermehrt Omega-3-Fettsäuren für den Einbau in die Zellmembranen zur Verfügung, verbessern sich nicht nur die Membraneigenschaften (erleichterter Durchtritt von Ionen, Nähr- und Signalstoffen, bessere Biegsamkeit und Beweglichkeit), sondern es sinkt auch die Anfälligkeit der Zellhüllen für oxidative Schäden und damit die Tendenz von Immunzellen, in selbstzerstörerischer (autoaggressiver) Weise beschädigte körpereigene Zellen zu attackieren.
Dass diese Effekte nicht nur theoretisch und in Zellkulturen eintreten, sondern auch bei Patienten wirksam werden, konnte erst jüngst beobachtet werden: Bei Schwangeren kam es deutlich seltener zum Auftreten einer Schilddrüsenautoimmun-erkrankung nach Schwangerschaft (Postpartum-Thyreoiditis), wenn in der Schwangerschaft reichlich fetter Meeresfisch (reich an mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren) statt Schwertfisch (weniger Omega-3-Fettsäuren, mehr Toxine und Schwermetalle) konsumiert wurde. Ähnliche entzündungshemmende und immunregulierende Effekte wurden bereits bei einigen Autoimmunerkrankungen beobachtet, u.a. bei rheumatoider Arthritis, bei multipler Sklerose sowie bei autoimmunen Darmerkrankungen (Colitis ulcerosa, Morbus Crohn). Patienten mit diesen Autoimmunerkrankungen ist daher – ebenso wie bei Hashimoto-Thyreoiditis – zu raten, täglich hochwertige Omega-3-Fettsäuren aus möglichst unbelasteten Quellen (zertifizierte natürliche Omega-3-Konzentrate, Krill-Öl, Meeresfisch aus Wildfang (Alaska, Grönland, Nordatlantik); Leinöl, Rapsöl und Leinsamen aus biologischem Anbau, Bio-Fleisch von Weidetieren und Wild) zu konsumieren.
Krill-Öl: die Königsvariante unter den gesunden Omega-3-Fettsäuren
Fisch aus dem Meer könnte als ideales Nahrungsmittel gelten, gäbe es in der modernen Welt nicht die wachsenden Sorgen wegen zunehmender Umweltbelastungen (Schwermetalle, Schweröle, Mikroplastik) und Überfischung. Wale scheinen das zu ahnen und ziehen für den Aufbau ihrer Energiereserven gerne in die eiskalten arktischen und antarktischen Gewässer, die nicht nur weniger Schwermetall-belastet sind, sondern auch besonders viel an nahrhaftem winzigem Krustengetier („Krill“), ihrer bevorzugten Nahrungsquelle, bereitstellen. Diese im Ozean schwebenden rötlichen Kleinstlebewesen mit feinem Kalkpanzer liefern ihnen nicht nur wertvolle Mineralien, sondern auch große Mengen an langkettigen mehrfach ungesättigten Fettsäuren wie Docosahexaensäure (DHA) und Eicosapentaensäure (EPA), verknüpft mit Phospholipiden (v.a. Phosphatidylcholin) sowie ergänzt durch beträchtliche Mengen an Vitamin A, Vitamin E, Astaxanthin und Flavonoiden. Und diese Bindung von DHA und EPA an Phosphaditylcholin – wie sie im Krill vorliegt – könnte Primaten und Menschen erhebliche Vorteile bieten, gewährleistet sie doch eine optimale Aufnahme auch kleinerer Omega-3-Fettsäuren in den Körper und eine bevorzugte Anreicherung im fettreichen Gehirn und Nervengewebe. Das nur von wenigen kommerziellen Firmen aus arktischem Krill gewonnene Krillöl stellt deshalb eine besonders hochwertige und gut bioverfügbare Quelle maritimer Omega-3-Fettsäuren dar, die sich insbesondere zum Gefäßschutz, zur Thromboseverhinderung, zur Stabilisierung der Herzfunktion, zur Entzündungshemmung und zur Immunmodulation bei Autoimmunerkrankungen eignet. Und dies noch mit dem Zusatznutzen einer ungewöhnlich starken antioxidativen Wirkung, die auch auf den Krill-Inhaltsstoffen Phosphatidylcholin, Astaxanthin und fettlöslichen Vitaminen beruht. Sofern es die Haushaltskasse erlaubt, dürfte sich eine regelmäßige Zufuhr von Krillöl sowohl präventiv (500 mg täglich) als auch therapeutisch (1-2 Gramm/Tag) vorteilhaft auswirken.