Martialischer könnte der Umgang mit dem SARS-CoV-2 kaum sein: weltweit haben ihm Politiker den Krieg erklärt, über Nacht bürgerliche Grundrechte suspendiert, Ausgangssperren verhängt und Vermummungsgebote implementiert. Virologen überbieten sich in Forderungen nach Lockdown, Abschottung, Isolation und räumlicher Distanzierung. Mangels Immunität setzt man überall darauf, das Virus mechanisch fernzuhalten, chemisch zu zerstören und medikamentös zu bekämpfen.
Fast unbeachtet und ungenützt bleibt dagegen die enorme Möglichkeit und Chance, unser Immunsystems gegen das Virus in Stellung zu bringen. Als vielleicht wirkungsvollste Waffe könnte sich dabei Vitamin D3, unser zentrales immunregulatorisches Hormon, erweisen.
Viren: Berechenbare Aggressoren mit Ablaufdatum
Ähnlich wie Influenzaviren gelten Coronaviren schon lange als saisonale Erreger von wellenhaft verlaufenden Erkältungserkrankungen und mehr oder weniger schwer verlaufenden Atemwegsinfektionen. Typischerweise tauchen sie im Dezember auf, fordern ihren maximalen Tribut am Verbreitungshöhepunkt Mitte März (nach ca. 70 Tagen), klingen unter Nachwehen im April wieder ab und verschwinden lautlos mit einsetzender Frühjahrssonne Anfang Mai. Glücklicherweise hält sich auch das momentane Coronavirus recht berechenbar an dieses Naturgesetz, freilich mit absehbarer Wiederkehr zum nächsten Jahreswechsel. Wie das Influenzavirus kann auch SARS-CoV-2 grundsätzlich jedermann befallen, doch bevorzugen beide Angreifer geschwächte Opfer, also Menschen mit schlechter Immunabwehr und reduzierten körperlichen Reserven. Hier können sie sich überfallartig leichten Zutritt verschaffen und ihre Wirte ohne substantielle Gegenwehr für den eigenen Vermehrungsprozess ausnützen.
Viren kennen die Schwächen ihrer Gegner
Der virale Überraschungsangriff gelingt dann besonders gut, wenn das entscheidende immunologische Haupthormon des Gegners am Boden liegt: Wenn die Vitamin D3-Reserven im späten Winter nach langer Sonnenpause erschöpft sind, weil auf der nördlichen Hemisphäre besonders wenig Vitamin D-spendende Sonne scheint und die Vitamin D-Reserven alter Menschen dank Isolation in ihren Wohnungen und Heimen besonders tief abgesunken sind. Viren wittern ihre Chance aber auch bei stark übergewichtigen Personen (Vitamin D wird im Fettgewebe weggebunkert), Patienten mit chronischen Entzündungsleiden (Herz, Lunge, Gelenke, Darm).
Ohne Vitamin D3 fehlt es dem Immunsystem an Durchschlagskraft
Die antimikrobiellen, immunregulierenden und entzündungshemmenden Wirkeffekte von Vitamin D3 sind im Zusammenhang mit zahlreichen viralen Infektionen umfassend dokumentiert. Vitamin D3 steigert die Fressfähigkeit der weißen Blutkörperchen und Makrophagen, fördert die gegen Viren gerichtete Abwehrleistung von dendritischen Zellen, natürlichen Killerzellen und regulatorischen T-Lymphozyten. Darüber hinaus aktiviert Vitamin D3 die rasche Produktion des körpereigenen antiviralen und antibakteriellen Wirkstoffs Cathelicidin. Die zur Orchestrierung der antiviralen Immunabwehr nötige Freisetzung von Signal- und Botenstoffen wird durch Vitamin D3 zunächst gefördert, eine übermäßige Ausschüttung jedoch nachfolgend kontrolliert.
Bei Kindern und Erwachsenen mit und ohne Vorerkrankungen der Lunge ist ein selteneres Auftreten von viralen und bakteriellen Atemwegserkrankungen unter ausreichender Vitamin D3-Zufuhr nachgewiesen. Das antivirale Spektrum von Vitamin D3 ist breit und reicht von Rhino- und Adenoviren über Influenza-Viren bis hin zu Hepatitis-, Coxsackie-, Herpes- und HI-Viren. Darüber hinaus senkt eine gute Vitamin D3-Versorgung bei Virusinfizierten das Risiko bakterieller Sekundär- und Superinfektionen, was gerade bei beatmeten Intensivpatienten in Kliniken mit oft starker mikrobieller Belastung von großer Bedeutung ist.
Vitamin D: Mehrfache Wirkung gegen Viren wie SARS-CoV-2
Für das Eindringen in Körperzellen, beispielsweise Lungenschleimhautzellen, nutzen SARS-CoV-2-Viren die dort auf den Zelloberflächen lokalisierten ACE2-Rezeptoren (Angiotensin-Converting-Enzym 2). Je mehr solcher Andockstellen vorhanden sind, umso leichter gelingt es Viren, ihre Wirtszellen zu entern und zur Vermehrung dort zu kapern. Vitamin D3-Mangel stimuliert das Renin-Angiotensin-Aldosteron (RAA)-System und erhöht damit die Dichte an ACE2-Eintrittspforten ins Gewebe, während eine gute Vitamin D3-Versorgung das RAA-System und damit den Viruszutritt hemmt. Sollte es dem Virus dennoch gelingen, sich im Körper auszubreiten, kommen noch weitere entscheidende Wirkungen des Immunhormons ins Spiel. Vitamin D3 steigert die gegen Viren gerichtete unmittelbare Abwehrreaktion des Immunsystems in Form von Makrophagen, dendritischen Zellen, natürlichen Killerzellen und spezialisierten Leukozyten. Ist die maximale Immunabwehr gegen SARS-CoV-2-Viren aber erst einmal in Gang gesetzt, droht dem Organismus im weiteren Verlauf massives Ungemach durch das entfachte Feuerwerk an freigesetzten Abwehrfaktoren und Entzündungsbotenstoffen. Exakt bei der Kontrolle dieser bedrohlichen Situation kann Vitamin D3 seine regulierende und ausgleichende (immunmodulatorische) Überlegenheit ausspielen und eine katastrophale Überreaktion des Immunsystems, durch die viele Betroffene ihr Leben verlieren, abbremsen. Diese einzigartige mehrfache Rolle des Immunhormons – Zutrittsbarriere, Immunaktivierung und Immunmodulation – könnte sich gerade im Ablauf schwerer Covid-19-Infektionen als besonders vorteilhaft erweisen. In der Tat weisen erste Studienbefunde darauf hin, dass Covid-19-Erkrankungen in Regionen mit niedrigem Vitamin D3-Versorgungsgrad in der Bevölkerung häufiger auftreten und einen schwereren Verlauf nehmen.
Vitamin D: Zu niedrige Dosierung kappt den immunologischen Nutzen
Während die vielfältigen nützlichen Effekte von Vitamin D3 im Körper bereits mit relativ niedrigen Serumspiegeln (20-40 ng/ml) wirksam werden, bedarf es für die immunologischen Effekte deutlich höherer Spiegel (40-60 ng/ml), die nur durch eine gezielte Zufuhr (z.B. 3 Wochen täglich 10.000 I.E. 25-OH Vitamin D3, nachfolgend 4000-5000 I.E./Tag) erreicht werden können. Von einer wirksam dosierten Vitamin D-Zufuhr dürften in Zeiten von SARS-CoV-2 nicht nur der Normalverbraucher, sondern vor allem Risikogruppen profitieren, insbesondere ältere Menschen in Alten- und Pflegeheimen, ältere und jüngere Patienten mit Vorerkrankungen und Tumorpatienten. Darüber hinaus aber auch alle den zirkulierenden Viren besonders ausgesetzte Berufsgruppen wie Pflege-/Versorgungspersonal und Ärzte in Kliniken, Praxen, Altersheimen und Ambulanzdiensten, Mitarbeiter in Geschäften, Behörden, öffentlichem Nahverkehr und Sicherheitsdiensten, bis hin zu Personal in Universitäten, Schulen, Kitas und Asylzentren. Kurzum: alle Menschen, deren Schutz vor Infektionen und deren Gesunderhaltung ein persönliches oder „systemrelevantes“ Anliegen ist. Die Kosten und Risiken hierbei wären minimal bei maximalem Nutzen.
Weitere Artikel zum Thema Vitamin D: