Gesunde Ernährung liegt absolut im Trend, ganz besonders wenn sie als vegetarisch oder gar als vegan vermittelt wird. Es stellt sich nun die Frage, was denn gesunde Ernährung ist und ob vegetarische und vegane Ernährung wirklich gesünder sind als andere Kostarten?
Gesunde Ernährung zählt tatsächlich seit jeher zu den unverzichtbaren Basismaßnahmen jeglicher qualitäts- und patienten-orientierten Medizin mit Zielen wie Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit sowie Behandlung von Krankheiten. Falsche Ernährung wirkt sich nachteilig auf Lebensqualität, Wohlbefinden und Gesundheit aus.
Doch was ist gesund? Zum einen ist sich die Wissenschaft heute einig, dass die sogenannte westliche Zivilisationskost mit ihrer Unausgewogenheit in Bezug auf tierische Produkte, Zucker, Fette, Eiweiß oder Ballaststoffe sowie ihrem Gehalt an künstlichen Zusatzstoffen nicht als „gesunde Ernährung“ anzusehen ist.
Diese Beurteilung gilt aber auch für alle sogenannten „einschränkenden Kostformen“, welche langfristig zu einer Unterversorgung mit lebensnotwendigen Nährstoffen führen müssen, wie Diäten bei Diabetes und zur Gewichtsabnahme oder andere Formen der Fehlernährung Dies bedeutet in der Praxis, dass eine gesunde Ernährung einerseits alles liefern muss, was wir benötigen und andererseits nichts liefern soll, was wir nicht benötigen oder was uns schadet.
Am einfachsten lassen sich diese Forderungen nach dem derzeitigen Wissen mit einer gut umgesetzten vollwertigen, traditionellen, regionalen, pflanzlich orientierten und nachhaltig produzierten Kost erfüllen, die auch kleinere Mengen an qualitativ hochwertigen tierischen Produkten beinhalten darf.
Vegetarische und vegane Ernährung können einer westlichen Zivilisationskost stark überlegen sein und ebenfalls die Kriterien einer gesunden Ernährung erfüllen. Da sie aber leider zu den einschränkenden Kostformen zählen, besteht grundsätzlich ein Risiko für langfristige Versorgungsprobleme.
Deshalb kann auch vegetarische oder vegane Ernährung nur wirklich als gesund gelten, wenn sie optimal geplant und umgesetzt ist und vollwertig, traditionell, regional und nachhaltig ohne Zusatzstoffe produziert ist und die wegen des Verzichts auf tierische Produkte fehlenden Nährstoffe ergänzt.
Dazu zählen insbesondere in pflanzlicher Kost teilweise gar nicht oder nur bei wirklich ausgewogener Ernährung auf Dauer ausreichend verfügbare Stoffe wie Vitamin B12, Eisen, Vitamin D, Zink, Selen, Jod, Eicosapen- und Docosahexaensäure sowie einige Aminosäuren, aber auch weitere eher weniger bekannte Stoffe wie beispielsweise Kreatin und Carnitin.
Mit diesem kurzen Statement möchte ich einerseits allen Kritikern von vegetarischer und veganer Ernährung entgegentreten und vermitteln, dass vegetarisch oder vegan sehr gesund sein kann. Andererseits darf ich auf potentielle Risiken und Schwächen dieser Kostformen hinweisen und damit einen Beitrag dazu leisten, dass vegetarisch oder vegan tatsächlich die Versprechen einlösen können, gesund zu sein. Dazu ist auf Dauer eine Supplementierung mit Mikronährstoffen kaum zu umgehen.
Wenn Sie tiefer in die Thematik einsteigen wollen, sollten Sie sich entsprechende neutrale und verständliche Fachliteratur besorgen, ich kann dazu das Buch „Vegetarisch oder vegan – Aber richtig“ empfehlen, das Frau Dr. med. Irene Epple-Waigel gemeinsam mit mir verfasst hat. Es lohnt sich!
Ihr Udo Böhm