Sie ist unangefochten das zentrale Stoffwechselorgan des Körpers. In unserem körpereigenen „Labor“ werden Stoffe umgewandelt, gespeichert, produziert, entsorgt, aufgebaut und entgiftet. Über 500 verschiedene Funktionen werden der Leber zugeschrieben.
Die wichtigste Funktion ist sicherlich die Entgiftung: Alkohol, Medikamente, Konservierungsstoffe, künstliche Farbstoffe und andere Giftstoffe werden hier so zerlegt und umgewandelt, dass die nicht brauchbaren Teile über die Niere und den Darm ausgeschieden werden können.
Ein Pharmakologe würde statt von Entgiftung wohl eher von sogenannten CYP-Enzymen sprechen. Ein sehr prominentes ist das Cytochrom P4503A4-Enzym, das für den Abbau, die Umwandlung, Aktivierung oder Deaktivierung von vielen Medikamenten, Wirkstoffen und toxischen Stoffen verantwortlich ist.
Probleme in der Lebergesundheit zeigen sich weniger mit Schmerzen, sondern die Anzeichen sind vielmehr Müdigkeit und Abgeschlagenheit. Es gilt, die Vitalität der Leber zu halten beziehungsweise zu stärken.
In der TEH (Traditionelle Europäische Heilkunde) werden eine Reihe von Pflanzen eingesetzt, die schützend und regenerierend auf die Leber wirken. Die am öftesten verwendete und am besten untersuchte ist wohl die Mariendistel.
Mariendistel (Silybum mariamun): Hauptwirkstoff sind Flavanolderivate wie Silymarin oder Silybinin.
Wirkung: Silybinin bindet an Membranproteine der Leberzellen und kann dadurch die Zelle so verändern, dass viele toxische Stoffe nicht mehr in die Zellen eindringen können. Aufgrund der phenolischen Struktur der Flanaolderivate können auch freie Radikale abgefangen werden, was zu einer Reduzierung des oxidativen Stresses führt. Silymarin hat darüber hinaus auch eine Wirkung auf molekulargenetischer Ebene. Es beeinflusst die RNA-Polymerase in den Leberzellkernen. Dies führt zu einer erhöhten Regenerationsfähigkeit von Leberzellen. Dies ist vor allem bei Fettleber und Schädigungen durch übermäßigen Alkoholkonsum von großem Vorteil. Bereits vor 25 Jahren konnte in Studien eine leberschützende Wirkung bei übermäßigen Alkoholkonsum gezeigt werden.
Kaffee ist die wohl am zweitbesten untersuchteste Pflanze im Bezug auf die Lebergesundheit. Studien haben gezeigt, dass der Kaffeekonsum invers mit dem Auftreten von Leberkrebs, Leberzirrhose und Leberfibrose korreliert. Wer mehr als 4 Tassen Kaffee (600 ml) am Tag zu sich nimmt, hat ein um 75 % vermindertes Risiko, an der Leber zu erkranken im Vergleich zu Personen die weniger als 2 Tassen Kaffee pro Tag trinken. Welche Inhaltsstoffe von Kaffee nun die entscheidenden sind, ist noch nicht geklärt. Das werden zukünftige Studien zeigen.
Die Artischocke wirkt leicht lipidsenkend, regt den Gallenfluss an und hat eine spasmolytische (krampflösende) Wirkung, was sich schützend auf die Leber auswirkt.
Aus Sicht der TCM (Traditionelle Chinesische Medizin) sind die wichtigsten Aufgaben der Leber die Speicherung des Blutes und die Gewährleistung der reibungslosen Qi-Bewegung im Körper. Ein optimaler Qi-Fluss (Energie-Fluss) ist für alle physiologischen Prozesse in jedem Organ unseres Körpers von wesentlicher Bedeutung. Eine gesunde Leber spiegelt sich in gesunden Sehnen und Nägeln sowie in der Augengesundheit wieder. Auf der psychischen Ebene steht die Leber in der TCM für den Ursprung von Mut und Entschlossenheit. Sie verhilft uns Pläne zu machen und unserem Leben eine Richtung zu geben. Zorn und Wut schwächen die Leber und können eine Leber-Qi-Stagnation verursachen. Eine gestärkte Leber hingegen hat die Fähigkeit, Emotionen zu harmonisieren.
Quellen:
EPIC Studie, Alexandrova et al, Am J Clin Nutr. 2015;102:1498508
Arrigo F. G. Cicero, Alessandro Colletti, Stefano Bellentani.; Nutraceutical Approach to Non-Alcoholic Fatty Liver Disease (NAFLD): The Available Clinical Evidence. Nutrients 2018, 10(9)
Danielson et al, Alcohol Alcohol. 2013;48:303-7
Ferenci P et al., WiKliWo 1980;92:678-683; Ferenci P et al., Journal of Hepatology 1989;9:150-153
G. Maciocia. Grundlagen der Chinesischen Medizin. Urban & Fischer Verlag 3. Auflage 2017