Wir haben nur eine Erde und es erscheint mir beschämend, wie sorglos wir mit ihr umgehen. Wie wir uns mit unserem Lebensstil gerade bemühen, das, was sich in Millionen von Jahren auf der Erde entwickelt hat, kaputt zu machen.
Obwohl das Problem allen Politikern, Wissenschaftlern, Unternehmern und jedem einzelnen von uns bewusst sein sollte, sind die Maßnahmen dagegen unzureichend, halbherzig und inkonsequent.
Für mich unbegreiflich ist auch, dass sich die Medizin und insbesondere die „ganzheitliche“ Medizin kaum mit dem Gesamtthema Umwelt und den Folgen für die Gesundheit beschäftigt. Das zeigt sich zum Beispiel darin, dass die Zusatzbezeichnung „Umweltmedizin“ still und heimlich abgeschafft wurde und sich das Interesse von Ärzten und Heilpraktikern häufig auf die Frage „Wie kann ich Quecksilber richtig entgiften?“ beschränkt, ein Zeichen dafür, dass sie die Bedeutung und den Umfang des Themas „Umwelt und Gesundheit“ völlig verkennen.
Alle im Gesundheitswesen Tätigen haben aber in meinen Augen die unbedingte Verpflichtung, sich für dieses Thema mehr zu engagieren! Sie könnten ihre Patienten und Kunden über die vielfältigen Folgen von Umwelt-Schadstoffen für Gesundheit und Lebensqualität informieren und die Möglichkeiten erklären, dies zu vermeiden. Sie könnten zeigen, wie jeder einzelne mit kleinen Beiträgen im Alltag etwas gegen den weiteren Zerfall der Umwelt tun könnte. Und natürlich sollten sie die durch Umweltfaktoren entstandenen Gesundheitsschäden professionell behandeln können.
Aber was mir besonders wichtig erscheint und was eigentlich stets vergessen wird: Da die bereits bestehenden Belastungen für jeden einzelnen (z.B. Plastik im Darm, hormonelle Auswirkungen von Schadstoffen, Feinstaub in der Lunge, Überlastung des allgemeinen Stoffwechsels, Klimawandel) nicht mehr rückgängig gemacht werden können, müssten wir uns vehement darum kümmern, dass wir die körpereigenen Kräfte (Ressourcen) der von uns zu betreuenden Menschen und die Widerstandskraft (Resilienz) gegenüber den vielfältigen und sicherlich noch zunehmenden Umwelt-Belastungen stärken. Dafür sehe ich eine dringende Notwendigkeit und das können wir mit relativ einfachen Mitteln erreichen.
Damit Ärzte, Heilpraktiker und andere Gesundheitsprofessionen diesen Aufgaben gerecht werden können, müssen dringend wieder mehr Fortbildungsmöglichkeiten zur Verfügung stehen, bei denen sie sich objektiv über den aktuellen Stand der Umwelt-Problematik und die Möglichkeiten des Umgangs damit sowie über Möglichkeiten der Stärkung des Abwehrsystems schulen lassen können.
Wir müssen jetzt handeln!
Ihr Udo Böhm,
einer der wenigen noch mit Unterstützung von Ärztekammern ausgebildeter Umweltmediziner in der Hoffnung, dass auch andere sich bald wieder zu dem Thema ausbilden lassen können.