Wir propagieren in unseren Vorträgen und Artikeln ja schon seit langem, dass Prävention nicht erst mit der Geburt oder gar mit dem Erwachsenwerden beginnen muss, sondern lange vorher. Drei aktuelle Veröffentlichungen in Lancet (1-3) bestätigen nun aufs Neue unsere Auffassung.
Diese Artikel zeigen zunächst, dass es sich bei Gesundheit und Lebensqualität nicht um statische Prozesse handelt, sondern um lebenslange von vielfachen Umweltfaktoren beeinflusste Entwicklungsprozesse. Und dann beschreiben die Autoren noch, wie Mütter und Väter auf nicht-genetischer Basis vielfältige, für die Gesundheit wichtige Informationen an ihre Kinder vererben und welche Faktoren dabei tragende Rollen spielen:
Zunächst ist es der Lebensstil beider Eltern bereits Monate bis Jahre vor der Befruchtung bzw. ab dem Kinderwunsch in Bezug auf Ernährung, Bewegung, Stress, Schadstoffbelastung und Stoffwechselfunktion. Dann sind es der Lebensstil, die Versorgung mit Mikronährstoffen, die Nutzung von Medikamenten und traumatische Erlebnisse der Schwangeren. Und schließlich ist es das gesamte Umfeld des Säuglings von der Geburt bis in die ersten Lebenswochen und Monaten, z.B. ob er gestillt und wie er ernährt wird, ob er in intakten sozialen Verhältnissen lebt, ob er Kontakt zu Haut und Tieren hat oder ob er Medikamente bekommt.
Leider werden diese wichtigen Erkenntnisse im modernen Gesundheitsbetrieb kaum wahrgenommen und nicht in Beratungsstandards integriert – zum Nachteil für Bevölkerung und System. Aber wir werden weiter daran arbeiten, sinnvolle Prävention zu vermitteln…
Literatur:
Stephensen J et al.; Before the beginning: nutrition and lifestyle in the preconception period and its importance for future health; Lancet 2018,391,10132,1830–1841; Fleming TP,
Godfrey K et al., Origins of lifetime health around the time of conception: causes and consequences;Lancet 2018,391,10132,1842–1852;
Barker M et al.; Intervention strategies to improve nutrition and health behaviours before conception;Lancet 2018;391;10132,1853-1864