Wenn biochemische Vorgänge nicht mehr wie gewohnt ablaufen, beispielsweise die geregelte Bildung und Wirkweise von hormonellen Botenstoffen im Gehirn, dann ist guter Rat meist teuer.
Was tun, wenn im alltäglichen Stress die Stimmungslage kippt, unkontrollierbare Ängste um sich greifen, ein erholsamer tiefer Nachtschlaf sich einfach nicht mehr einstellen will? Wenn die mentalen und körperlichen Energien immer mehr schwinden, ein Gefühl von Leere und Hoffnungslosigkeit um sich greift, Konzentration und Gedächtnis nachlassen und längst fällige Entscheidungen immer weiter in die Zukunft verschoben werden? Wenn zuvor nie gekannte Phänomene wie Überempfindlichkeit, Reizbarkeit, Streitereien, Aufbrausen, Rückzug und Abkapselung das Zusammenleben im beruflichen wie privaten Bereich immer schwieriger werden lassen? Ist es dann nicht Zeit für einen Arzttermin und ein Rezept mit einem Beruhigungsmittel, Angstlöser oder Schlafmittel? Doch was tun, wenn der erhoffte Erfolg auch dieser Maßnahmen ausbleibt, und sich Ratlosigkeit und Verzweiflung breit machen? Dann könnte etwas Simples, aber Fundamentales in der Biochemie zentraler Steuerungsprozesse falsch laufen. Und alles davon abhängen, ob ein kundiger Experte die fehlende Methylierungsfähigkeit wieder in Gang setzen kann.
An/Aus: Das Schalterprinzip der Methylierung
Die Übertragung von Methylgruppen mit Hilfe von Enzymen ist ein grundlegender Stoffwechselvorgang von zentraler biologischer Bedeutung. Durch Übertragen einer Methylgruppe (CH3) von einem Methylgruppen-Spender auf ein Empfängermolekül wird letzteres aktiviert, gleichsam wie ein von Aus auf Ein umgelegter Schalter. Durch Bereitstellung von Methylgruppen wird beispielweise die Bildung und der Abbau von Gehirnbotenstoffen wie den Katecholaminen (Noradrenalin, Adrenalin, Dopamin) und Indolaminen (Serotonin, Melatonin) im Gehirn reguliert. Methylierungsprozesse sind an vielen fundamental wichtigen biochemischen Vorgängen im Organismus beteiligt, wie der Reparatur oxidativer Schäden an der Erbsubstanz (DNA), dem Fettsäurestoffwechsel in der Leber, der Steuerung von Immunzellen und der Bildung funktionsfähiger Zellhüllen und Nervenscheiden. Durch Methylierung wird Folsäure in die im Organismus unmittelbar wirksame Form Methylfolat überführt, was dessen Wirksamkeit verbessert und für Menschen wichtig ist, die spezielle genetische Mutationen aufweisen (MTHFR-C677T-Mutation, COMT-Mutation). Gute Methylierungsfunktionen sind zudem für zahllose biologische Funktionen relevant, wie die Genregulation, epigenetische Veränderungen, Fertilität und gesunde Entwicklung des Fetus, die Bildung von Gehirnbotenstoffen, Entgiftungsreaktionen (Schwermetalle, Östrogene), die Gesunderhaltung von Herz-Kreislauf-System, zentralem Nervensystem und Leber, ja für die gesamte zelluläre Energiebereitstellung (Mitochondrien). Intakte Methylierungsfunktionen sind aber auch wichtig für die Entsorgung des toxischen Homocysteins, für die Bereitstellung des Hauptantioxidans Glutathion sowie für die Produktion wichtiger Energieträger wie Kreatin, Phosphatidylcholin, Carnitin und Coenzym Q10.
Gute Ernährung schafft ein Basisreservoir
Unterstützung für eine gute Methylierungsfunktion liefern alle natürlichen Nahrungsmittel, die dem Körper reichlich Riboflavin, Vitamin B6, Folsäure, Vitamin B12, Cholin, Magnesium und Zink zuführen. In erster Linie sind dies ökologisch produzierte grüne Gemüse und Obst, dunkelgrüne(!) Blattsalate, aber auch Eier, Bio-Lamm, Bio-Huhn und Meeresfisch. Also eine abwechslungsreiche, ganzheitliche, auf frischen Produkten basierende Ernährung ohne industriell verarbeitete Bestandteile und Zusatzstoffe.
Stress und Entzündungen erschöpfen die Vorräte
Hinweise auf eine mangelhafte Methylierungsfunktion können verschiedene Symptome und Beschwerden geben, z.B. Leere und Nebelgefühl im Kopf, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen, psychische Veränderungen (Stimmungsschwankungen, Reizbarkeit, Ängste, Depressionen, Schlafstörungen), Energielosigkeit und Erschöpfung, oder eine reduzierte Stressfähigkeit. Auch ein ungewöhnlicher Eiweißhunger, eine starke Gesichtsrötung nach Anstrengungen und Unverträglichkeiten (durch überhöhte Histaminausschüttung), Merkmale eines Östrogenüberschusses oder ein erhöhter Homocysteinspiegel im Blut können auf eine zu geringe Methylierungskapazität hinweisen. Die mit oxidativem Stress, chronischen Entzündungen und degenerativen Verschleißprozessen einhergehenden hormonellen und immunologischen Veränderungen im Körper erhöhen den Verbrauch an Methylierungsfaktoren, sodass bei ungenügender Zufuhr infolge vitalstoffarmer Nahrung und/oder genetischer Vorbelastung ein kritischer Methylierungsmangel durch Erschöpfung des Methylgruppenspender-Pools entstehen kann.
Kombinierte Unterstützung der Methylierung
Liegen typische Symptome und Beschwerden oder durch Blutuntersuchungen Hinweise auf ein Methylierungsdefizit vor, empfiehlt sich neben einer Verbesserung der Ernährungssituation die gezielte Zufuhr von Methylierungsfaktoren, beispielsweise die synergistisch wirkenden B-Vitamine (B6, B12) und Folsäure in bioaktiver Form (z.B. täglich 400-800 mcg Methylfolat, 1000 mcg Methylcobalamin, 100 mg Pyridoxal-5-Phosphat). Potente Methylgruppen-Spender wie Betain (Trimethylglycin), Cholin, Methionin und S-Adenosylmethionin (SAMe) sowie Verstärker wie Magnesium und Zink können deren Wirksamkeit in Kombinationspräparaten weiter erhöhen und bei sehr ausgeprägten Methylierungsdefiziten oder Vorliegen einer MTHFR- oder COMT-Mutation erforderlich sein, um eine kritisch eingeschränkte Methylierungsfähigkeit wieder in Gang zu bringen. Wird ein Methylierungsproblem als Ursache gravierender körperlicher und psychischer Probleme erkannt und erfolgreich behoben, beschreiben die Betroffenen ihren Zustandswechsel häufig als „wie ausgewechselt“.