In der Traditionell Chinesischen Medizin (TCM) wird der Ingwer bereits seit Jahrtausenden medizinisch genutzt. Er wirkt positiv auf den Funktionskreis Erde ein, stärkt also Milz und Magen. Sein Geschmack ist scharf und seine Temperatur warm. In der TCM wird er Shengjiang genannt.
Ingwer wärmt den Mittleren Erwärmer. Er öffnet die Poren und ist deshalb besonders gut geeignet bei Infektionen oder allgemeinem Kälteempfinden, wenn der Patient nicht schwitzt aber eine Kälteaversion hat. In der TCM wird er ebenso bei Blähungen, Völlegefühl und Übelkeit verwendet. Er wird aber auch zur Unterstützung der Lunge bei Husten eingesetzt.
Ingwer ist Bestandteil von zahlreichen Gewürzmischungen, Magenbittern und Klosterlikören.
Stammpflanze:
Herkunft:
Südostasien, heutzutage wird er in einigen tropischen Gebieten der Erde kultiviert. Besonders wirksam sind die Handelssorten: Jamaika-, Bengalische- und der Australische-Ingwer.
Ingwerwurzelstock hat eine positiv-Monographie der Kommission E, der ESCOP und der WHO.
Dosis:
Inhaltsstoffe:
1,5-3 % ätherisches Öl und 1-2 % Scharfstoffe. Im ätherischen Öl sind hauptsächlich Sesquiterpene wie alpha-Zingiberen, ar-Curcumen, beta-Bisabolon oder das für den Geruch bedeutende Zinibgerol und beta-Eudesmol enthalten. Die Scharfstoffe bestehen aus nicht flüchtigen Arylalkanen wie Gingerol und Shogalole.
Wirkungen und Biochemie:
- Stomachikum, positive Wirkung auf die Verdauungsvorgänge
- Magen-Darm-Beschwerden
- Antiemetikum (Reiseübelkeit, Schwangerschaftsübelkeit, nach Operationen)
- Entzündungshemmende Wirkung
- Positiven Einfluss auf den Cholesterinwert
- Schutz für die Leber
Gingerole und Shogalole fördern die Speichelsekretion, erhöhen den Tonus der Darmmuskulatur, wirken aktivierend auf die Galle und die Peristaltik. Diese Wirkungen erklären den Einsatz als Stomachikum und Digestivum.
Ingwer ist ein ausgezeichnetes Antiemetikum, insbesondere bei Reisekrankheiten und postoperativer Nausea. Dieser Effekt ist durch klinische Studien sehr gut belegt. Der Effekt beruht wahrscheinlich auf einer Blockade der 5-HT-3-Rezeptoren (ähnlich wie Metoclopramid). Wie es scheint, wirken hier mehrere Inhaltsstoffe synergistisch zusammen, wie das Diterpen Galanolacton. Wenn Ingwer gegen Schwangerschaftsübelkeit eingesetzt wird, dann wird angeraten zuerst Rücksprache mit dem Arzt zu halten.
Gingerole und Diarylheptanoide hemmen die Prostaglandin- und Leukotriensynthese (COX-2, 5-LO). Sie wirken also antiphlogistisch, antipyretisch und analgetisch. Das ist eine mögliche Erklärung für die therapeutische Wirkung bei rheumatischen Erkrankungen und bei Beschwerden des Bewegungsapparates.
Ein mögliches neues Einsatzgebiet ist die Hypercholesterinämie. Hier gibt es Hinweise, dass sich ein synergistischer Effekt mit HMG-CoA-Reduktase-Hemmern wie Atorvastatin zeigt. Postuliert wird in diesem Zusammenhang auch eine LDL- und Linolsäureoxidationshemmung.
Ingwer-Extrakte weisen auch eine antibakterielle und schwach antifungale Wirkung auf.
Darreichungsformen und Zubereitungen:
Zu empfehlen ist neben Ingwer in Kapselform die gepulverte Form, die man mit kochendem Wasser übergießen sollte und nach 5 Minuten abseihen kann.
Quellen:
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