Schon der große Hippokrates von Kos schrieb: „Sei mäßig in allem, atme reine Luft, treibe täglich Hautpflege und Körperübung … und heile ein kleines Weh eher durch Fasten als durch Arznei.“ Grund genug, unseren Blick den leeren Teller zuzuwenden.
Fasten begleitet die Menschen seit undenklichen Zeiten. Meistens haben sie ungewollt gefastet, weil es ihnen an Nahrung mangelte. Seit langem aber wird weltweit auch absichtlich gefastet. Die einen tun es aus religiösen und spirituellen Gründen, die anderen um ihre Seele zu reinigen oder weil ihr Glaube es fordert. Wieder andere fasten aus präventiven oder therapeutischen Gründen, um den Körper zu entschlacken und von Giftstoffen zu befreien.
Reinigung durch Verzicht
Heute verfügen wir sogar über wissenschaftlich abgesicherte Daten für die vielfältigen positiven Wirkungen von richtig durchgeführtem Fasten auf den Organismus. Unter Fasten verstehen wir aus medizinischer Sicht den völligen oder teilweisen Verzicht auf Speisen, Getränke oder Genussmittel über einen bestimmten Zeitraum. So reduziert der Verzicht oxidative Schäden und Entzündungen, optimiert Energiestoffwechsel und Immunsystem und schützt vor Übergewicht, Diabetes, Krebs, Neurodegeneration oder Rheuma. Wahrscheinlich verlängert es sogar die Lebensdauer. Wir können unter verschiedenen traditionell europäischen und bewährten Fastenarten wählen, wie Heilfasten nach Buchinger, Fasten nach Hildegard von Bingen, Saft- und Suppenfasten, Basenfasten, Mayr-Kur, Molke-Kur und Schroth-Kur. Wir können uns aber auch „moderneren“ und internationalen Formen hingeben wie Detox-Fasten, Paleo-Diäten, Low-Carb-Diäten, Keto-Diäten oder Ayurveda-Fasten, die bei uns vor allem zur Gewichtsabnahme in Mode gekommen sind.
Fastenzeit
Natürlich gibt es für jede Fastenmethode auch Vorschriften für die zeitliche Dauer. So empfiehlt sich beispielsweise für spirituelle oder reinigende Fastenkuren üblicherweise ein Zeitraum von ein bis drei Wochen unter ärztlicher Beobachtung. Immer mehr Menschen versuchen sich aber heute auch an längerdauernden und mitunter medizinisch problematischen Fastenperioden über Wochen bis Monate und Jahre, zum Beispiel weil sie ihr Übergewicht loswerden wollen oder weil sie sich vegetarisch oder vegan ernähren. Von manchen fragwürdigen Methoden abzugrenzen ist natürlich das medizinisch-notwendige Fasten, zum Beispiel wegen Magen-Darm-Erkrankungen oder wegen Nahrungsmittelunverträglichkeiten.
Und dann wäre da noch das sogenannte Intervallfasten, beispielsweise mit Dinner-Canceln, langen Nahrungspausen pro Tag oder ein bis zwei Fastentagen pro Woche. Dies kann man meiner Einschätzung nach nur eingeschränkt als Fasten bezeichnen, weil hier keine Begrenzungen bei der Auswahl der Nahrungsmittel, keine ausreichende Reinigung und nur geringe metabolische Effekte eingebunden sind.
Ersatz für fehlende Nährstoffe nötig
Ob uns Fasten guttut und einen längerdauernden Nutzen bringt, ist übrigens nicht so sehr von der Methode abhängig. Da darf jeder den für sich geeigneten Weg finden. Eine führende Rolle spielen die Qualität der Lebensmittel, die man beim Fasten und auch danach zu sich nimmt und eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr. Besonders wichtig aber ist insbesondere bei strengerem Fasten der unbedingt notwendige Ersatz für fehlenden Nährstoffen durch Supplemente, insbesondere von Vitaminen, Mineralstoffen und Spurenelementen sowie von essentiellen Aminosäuren und Fettsäuren. Darüber sollten Sie in jedem Fall vor Beginn einer Fastenkur mit dem Therapeuten Ihres Vertrauens sprechen.