Genetische Gründe, zuviel rotes Fleisch, zu wenig Ballaststoffe, zuviel Stress, zu wenig Bewegung: seit Jahrzehnten werden solche Faktoren in medizinischen Lehrbüchern als mehr oder weniger wahrscheinliche „Player“ auf dem Weg zum Darmkrebs aufgelistet. Vermutlich alles zutreffend, doch welche konkreten Faktoren in unserer Ernährung lassen sich tatsächlich wissenschaftlich gesichert als Ankurbler und Verstärker dieser bei Frauen und Männern gleichermaßen heimtückischen Krebsart dingfest machen? Erkenntnisse aus jüngerer Zeit dürften nun einige Täter überführt haben.
Darmkrebs zählt heute zu den gefährlichsten Krebsformen mit den höchsten Zuwachsraten. So wichtig die Früherkennung durch Stuhltests, immunologische Tests oder Darmspiegelung ist, noch viel wichtiger wäre die Vermeidung krebsauslösender und tumorfördernder Faktoren. Unbestritten, dass nachteilige Veränderungen der Ernährungsweise in den letzten Jahrzehnten – geprägt durch den sogenannten westlichen Lebensstil – einen Hauptgrund für die rasante Zunahme der Darmkrebserkrankungsfälle bilden. Doch was genau könnte in unserer Ernährung für dieses Desaster verantwortlich zeichnen, welche konkreten Empfehlungen im Alltag lassen sich ableiten?
Schon länger im Verdacht: das Haupt-Milcheiweiß Casein
Dem „roten Fleisch“ als einem Hauptverdächtigen für Darmkrebs sind Krebsfahnder schon einige Zeit auf der Spur. Die beim Grillen, Rösten, Braten mit hoher Hitze und Pökeln von Fleischwaren hervorgerufenen Eiweißveränderungen gelten heute als gesicherte krebsfördernde Zubereitungs-verfahren. Doch nicht nur Fleisch, tierisches Eiweiß ganz allgemein ist in den Fokus der Ermittler geraten. Casein, die Hauptkomponente von Milcheiweiß, konnte in tierexperimentellen Untersuchungen eindeutig als Darmkrebsursache dingfest gemacht worden und könnte auch beim Menschen in der Entstehung von Darmkrebs, Eierstockkrebs und Prostatakrebs eine zentrale Rolle spielen. Die generelle Vermeidung von Milch, Käse und anderer Milchprodukte wäre dann die angesagte Vermeidungsstrategie.
Zuviel Cholesterin und chronische Entzündung als Komplizen
Neueste Forschungsergebnisse zum Dickdarmkrebs haben jedoch alle Nahrungsmittel mit hohem Cholesteringehalt ins Visier genommen, und Cholesterin in der Nahrung stammt bekanntlich ausschließlich aus tierischem Eiweiß. Forscher aus Kalifornien haben unlängst bei Mäusen entdeckt, daß vermehrte Cholesterinzufuhr über die Nahrung den Stammzellen im Darm die Sporen gibt und deren Wachstum und Teilungsfähigkeit derart anheizt, daß eine beschleunigte Tumorbildung resultiert. Ein hoher Konsum von tierischem Eiweiß trägt darüber hinaus – ähnlich wie starkes Übergewicht – durch vermehrte Ausschüttung tumorfördernder Hormone und Wachstumsfaktoren (Insulin, IGF-1) zu einem erhöhten Risiko für Darmkrebs, Brustkrebs und Prostatakrebs bei. Derartige Ernährungsfehler in Verbindung mit chronischen Reizzuständen und Entzündungen in den betroffenen Geweben gelten heute als entscheidende Abkürzung auf dem ansonsten langsamen Entwicklungsweg in Richtung Krebs. Entzündungshemmende Nahrungsmittel wie Reis, Gemüse (Karotten, alle Kohlsorten, Mangold, Kartoffeln, Süßkartoffeln, Mais) und Blattsalate (Rucola, Spinat) wirken solchen Entwicklungen nachhaltig entgegen und sind übrigens – nicht ganz überraschend – Cholesterin-frei.