In Zeiten von Covid-19 geht es in den Massenmedien nicht ohne tägliche Sensationsmeldung. So auch vor kurzem, als das alte Rheuma- und Malariamittel Hydroxychloroquin plötzlich als Hoffnungsträger für Covid-19-Patienten wiederentdeckt wurde.
Der Clou dabei: Hydroxychloroquin wirkt unter anderem als Zink-Ionophor, sorgt also für eine Erhöhung der Zinkkonzentration in den Körperzellen. Sensationell daran ist nichts, denn seit langem ist bekannt, dass gut mit Zink versorgte Zellen Viren mehr entgegen zu setzen haben. Zellen vieler Organe und Gewebe werden so resistenter und Immunzellen angriffsfreudiger im Kampf gegen Viren. In Zeiten wie diesen könnte es sich also lohnen, einen aktuellen Blick auf die vielfältigen biologischen Effekte von Zink zu werfen, speziell seine immunologischen und antiviralen Fähigkeiten.
Ohne Zink läuft das zelluläre Räderwerk nicht rund
Das essentielle Spurenelement Zink ist als „Superregulator“ an über 300 Enzymreaktionen direkt oder indirekt beteiligt. Es beeinflusst damit entscheidend die Bildung, die Umwandlung und den Abbau von im Körper wirksamen Hormonen und Signalstoffen. Fundamentale Prozesse wie Wachstum und Reifung, DNA- und RNA-Metabolismus, aber auch Zucker-, Fett- und Eiweißstoffwechsel sowie der Säure-Basen-Haushalt stehen unter dem regulierenden Einfluss des Schwermetalls. Darüber hinaus wirkt Zink als Antioxidans und fördert die Bereitstellung und Regeneration von Radikalfängern wie Metallothionein und reduziertem Glutathion.
Zink balanciert das Immunsystem und steigert die Virenabwehr
Eine gute Versorgung mit Zink fördert die Fressleistung (Phagozytose) der weißen Blutkörperchen, Makrophagen und natürlichen Killerzellen, steigert aber auch die Funktion von spezialisierten Immunzellen, wie helfenden und zytotoxischen T-Lymphozyten. Auch die Kommunikationswege der unterschiedlichen Immunzellen, die über spezielle Botenstoffe wie Zytokine, Chemokine und Prostaglandine ablaufen, hängen entscheidend von einer guten Zinkverfügbarkeit ab, ebenso wie die Komplementaktivierung. Sind die zellulären Zinkspiegel zum Zeitpunkt einer Virusinfektion unzureichend, versagt das Immunsystem bei der frühzeitigen koordinierten Virenabwehr, sodass ein rasch fortschreitendes Infektions- und Entzündungsgeschehen wahrscheinlicher wird.
Zink hemmt Coronaviren
Die antivirale Wirkung von Zink gegenüber Rhinoviren, Adenoviren und Influenzaviren, die für viele leichtere und schwerere Infektionsfälle in der kalten Jahreszeit verantwortlich sind, ist sowohl für Kinder als auch für Erwachsene gut dokumentiert. Aktuellen Befunden zufolge hemmt Zink aber auch die RNA-Polymerasen von Coronaviren und damit deren Vermehrungsfähigkeit (virale Replikation). In Verbindung mit Hydroxychloroquin steigert Zink dessen Zytotoxizität gegenüber Coronavirus-infizierten Zellen. Parallel wird in den Schleimhautzellen der Atemwege auch die Expression von Angiotensin-Converting-Enzym-2-Rezeptoren (ACE2-R) gehemmt, die Coronaviren als Andockstellen zum Eindringen in das Zellinnere dienen. Zwischen einem Zinkmangel und einem erhöhten Covid-19-Erkrankungsrisiko könnte somit eine kausale Verbindung bestehen, zumal ein Verlust von Geschmacks- und Geruchssinn als typisches Erkennungszeichen eines Zinkmangels wie auch einer Covid-19-Infektion gilt. Besonders von einer Zinksubstitution profitieren dürften Covid-19-Risikogruppen wie Senioren in Alters- und Pflegeheimen, Menschen jeden Alters mit schweren Vorerkrankungen (Herz- und Gefäßleiden, Diabetes, entzündliche Darm- und Gelenkerkrankungen, chronische Atemwegserkrankungen) sowie Tumorpatienten.
Zink wirkt nur bei korrekter Einnahme optimal
Präventiv empfiehlt sich die tägliche Einnahme von 15-20 mg Zink, nach akuter Virenexposition und während einer laufenden Infektion mit 40-60 mg/Tag höher dosiert. Gut über den Magen-Darmtrakt aufnehmbare Verbindungen wie Zinkorotat, Zinksulfat oder Zinkchelate sind zu bevorzugen. Zink sollte grundsätzlich nüchtern eingenommen werden, also mindestens eine halbe Stunde vor oder 2-3 Stunden nach Mahlzeiten. In jedem Fall immer mit reichlich Wasser. Zur Einnahme von Antibiotika sollte ein zeitlicher Abstand von 4 Stunden eingehalten werden, zu anderen Medikamenten oder Supplementen wie Eisen, Kalzium oder Kupfer ein Zeitintervall von mindestens 2 Stunden.