Infektions-Epidemien und Pandemien folgen nahezu regelhaft einer makabren Abfolge von Ereignissen: Zu Beginn wird das Problem ignoriert, bald noch sträflich verharmlost, bis schließlich doch Panik einsetzt, gefolgt von hektischen und drastischen Überreaktionen, mit dann allmählicher Gewöhnung an die neuen Umstände, bis man notgedrungen wieder schrittweise zur Normalität zurückkehrt.
Auch bei der aktuellen Covid-19-Pandemie entfaltete sich das weltweite Szenario exakt nach diesem Muster, befeuert mit Ankündigungen hektisch gesuchter Medikamente und der Beschwörung hoffentlich bald verfügbarer Impfstoffe. Als Zwischenlösungen überbieten sich Experten und Politiker mit Forderungen nach Virus-kontrollierenden Maßnahmen, von Händewaschen und Händedesinfektion über Atemschutzmasken und sozialer Distanzierung bis hin zum totalen Lockdown von Gesellschaft und Wirtschaft. Alle offiziellen Bemühungen liegen naiverweise auf der äußeren mechanischen Abwehr und Verbreitung des viralen Gegners. Kaum Beachtung erfährt hingegen das körpereigenen Immunsystem, dessen intelligente Unterstützung und gezielte Steuerung die wohl wichtigste Verteidigungslinie gegen Invasoren wie das aktuelle Virus bildet.
Immunsystem zwischen Frontalangriff und Entzündungssturm
Zur Verteidigung gegen eindringende Viren, für die wie bei SARS-CoV-2 noch kein Immunschutz besteht, muss der Körper rasch seine unspezifischen Abwehrmechanismen mobilisieren, also weiße Blutkörperchen, Makrophagen, dendritische Zellen und natürliche Killerzellen. Parallel setzt das Immunsystem alle Hebel in Bewegung, um möglichst schnell und effizient eine spezifische Immunreaktion in Gang zu setzen und eine nachhaltige Antikörperreaktion aufzubauen. Im Rahmen der sich entfaltenden immunologischen Generalmobilmachung werden zahllose steuernde Hormone des Immunsystems, genannt Zytokine, Chemokine und Protaglandine, in großen Mengen freigesetzt. Dieses überschießende Entzündungsbotenstoff-Gewitter, auch als „Zytokin-Sturm“ bezeichnet, wird bei schwer an Covid-19 Erkrankten besonders gefürchtet, weil es zusätzlich zu der dann meist erforderlichen künstlichen Überdruckbeatmung die Lungen, aber auch zahlreiche andere Organsysteme wie die Nieren, die Leber, das Herz, die Blutgefäße und das zentrale Nervensystem stark schädigen kann.
Selen ist ein immunstabilisierendes Multitalent
Der besondere Einfluss von Selen auf zahlreiche, für die Virenabwehr bedeutsame Immunfunktionen, ist heute wissenschaftlich umfassend dokumentiert. Bei Selenmangel ist die Phagozytosekapazität der Neutrophilen und Makrophagen, aber auch die Produktionsfähigkeit von Antikörpern, eingeschränkt. Unter verbesserter Selenversorgung steigt die Angriffsfähigkeit neutrophiler Leukozyten und Lymphozyten gegenüber Viren, aber auch die Produktionsleistung von Immunzellen im Hinblick auf die Freisetzung Virus-hemmender und -attackierender Botenstoffe. Eine gute Selenversorgung fördert darüber hinaus die Bildung Virus-eliminierender zytotoxischer T-Lymphozyten und steigert die Anzahl und Aktivität von natürlichen Killerzellen, die Viren angreifen und zerstören. Selen wird also dringend benötigt, um einerseits die Reserven des Immunsystems gegen die Vireninvasion schnellst- und bestmöglich zu orchestrieren, und andererseits die überbordenden Entzündungskaskaden unter Kontrolle zu halten.
Positive Effekte von Selen bei zahlreichen Virusinfektionen
Verschiedene Tiermodelle zeigen, dass Selen-verarmte Tiere nicht nur besonders anfällig gegenüber Grippeviren sind, sondern im Unterschied zu Artgenossen mit guter Selenversorgung auch stärker erkranken, ausgeprägter von schweren Lungenentzündungen betroffen sind und eine erhöhte Letalität aufweisen. Ähnliche Beobachtungen wurden aber nicht nur mit Erregern der echten Grippe gemacht, sondern nachfolgend auch für zahlreiche andere Viren wie Coxsackie-Viren, Herpes-Viren, Hepatitis-Viren und insbesondere HIV-Viren bestätigt. Selen gilt deshalb neben seinen vielfältigen fundamentalen biologischen Eigenschaften als zentraler Regulator der antiviralen Immunabwehr.
Selen steuert Virenabwehr und Entzündungskontrolle
Eine gute Versorgung des Organismus mit dem essentiellem Spurenelement Selen gewährleistet diverse grundlegende Effekte wie die Regulation von antioxidativen Enzymfunktionen und zahlreicher Immunfunktionen. Im Hinblick auf seine antiviralen Eigenschaften sind insbesondere fünf Aktivitäten von besonderer Bedeutung: die Verbesserung der Phagozytoseleistung, die Steigerung der Funktionsfähigkeit von Makrophagen und NK-Zellen, die Ankurbelung der Bildung neuer Lymphozyten, die Stimulation und Modulation von Zytokinen und Lymphokinen, sowie die Steigerung der natürlichen Antikörperbildung, aber auch schützender Antikörper nach Impfung (verbesserte Impfschutz).
Praktische Tipps für eine gute Selenversorgung
In westlichen Gesellschaften und in allen Regionen der Welt mit westlichem Ernährungsstil ist eine knappe oder mangelhafte Selenversorgung (unter 85 Mikrogramm/L im Vollblut) leider eher die Regel denn die Ausnahme. Besondere Risikogruppen für Selenmangel sind ältere Menschen, Bewohner von Alten- und Pflegeheimen, Patienten mit schweren Vorerkrankungen (Herz- und Gefäßleiden, Diabetes, Darm-, Rheuma- und Autoimmunerkrankungen), Patienten mit Mangel- oder Fehlernährung, Tumorpatienten, Alkoholkranke und Raucher. Genau diese Risikogruppen sind auch die bevorzugten Opfer des SARS-CoV-2-Virus. Es empfiehlt sich daher, eine gute Selenversorgung (120-160 Mikrogramm/L im Vollblut) durch Zufuhr von 200 Mikrogramm Selen täglich sicherzustellen und dies im Erkrankungsfall für Risikogruppen mindestens zu verdoppeln.