Kennen Sie die rasant um sich greifende Lebererkrankung NASH, die es zu Großelterns Zeiten noch nicht gab, die erst mit dem Wohlstandsleben der Neuzeit auftauchte und die weltweit übrall dort rasant um sich greift, wo der moderne westliche Lebensstil Einzug gehalten hat? NASH (Non-Alcoholic Steatosis Hepatis) lautet der medizinische Fachbegriff für eine mit Fett überladene und entzündlich veränderte Leber, bei deren Zustandekommen Alkohol nicht die entscheidende Rolle gespielt hat. Und diese NASH ist alles andere als harmlos, sondern der Einstieg in ernste Stoffwechselprobleme, Diabetes und schwere Leberkomplikationen.
Wenn es neben dem Gehirn noch ein anderes Organ im Körper gibt, das bemerkenswerte, ja einzigartige Multitasking-Fähigkeiten besitzt, dann ist es die Leber: Zentrales Stoffwechselorgan, größter Schadstoff-Filter, Hauptentgiftungsmaschinerie, wichtiger Blutzuckerregulator, Eiweiß-und Fettstoffwechsel-Steuerungszentrale, Hormonaufbau- und abbaufabrik, Vitamin- und Mineralstoff-Hauptspeicher, Medikamenten-Müllabfuhr, Gallensaftbrauerei usw. usw.. All das untergebracht in einem Organ von Fußballgröße, je nach Körperfülle 1-3 kg schwer, zwischen Brustkorb und rechtem Oberbauch stoßfest untergebracht. Ein Wunderwerk der Natur, unbeirrt im Dauereinsatz, klaglos schuftend, wenig nachtragend, Vieles lange verzeihend, aber eben auch nicht grenzenlos belastbar. Denn: „Eine NASH bekommt, wer zu lange und zu viel vom Falschen nascht“,
Die Leber verzeiht lange Vieles, aber nicht alles
Fett hat in einer gesunden Leber nichts zu suchen. Muss überschüssiges Fett vom Körper in einem normalerweise fettfreien Organ wie der Leber abgelagert werden, so signalisiert dies die bereits eingetretene Überladung aller normalen Fettdepots in anderen, weniger problematischen Körperregionen. Muss auch die Leber zur Ablagerung von überschüssigem Fett herangezogen werden, sinken die vielfältigen Leistungen der Leber immer weiter ab, insbesondere ihre Stoffwechsel- und Entgiftungsfunktionen. Hinzu kommt aber auch eine vermehrte Entzündungsbereitschaft des Leberfetts, wodurch der gesamte Organismus mit Entzündungsbotenstoffen überflutet wird („stumme Entzündung“). Eine Fettleber vom Typ NASH hat zur unmittelbaren Folge, daß die Wirksamkeit des wichtigen Stoffwechselhormons Insulin immer mehr nachläßt („Insulinresistenz“). Hier schließt sich der Teufelskreis: während Insulinresistenz zu Übergewicht, Körper- und Leberverfettung sowie Diabetes führt, verschärfen alle diese Veränderungen ihrerseits die Insulinresistenz. Mit steigender Verfettung und Entzündung der Leber schwinden die Chancen auf Umkehrbarkeit des Krankheitsprozesses, der statt dessen in Richtung Leberzirrhose, Leberversagen oder gar Leberkrebs fortschreitet.
Gesunder Lebensstil als Grundlage für Lebergesundheit
Klinische Studien aus jüngster Zeit zeigen eindrucksvoll, dass die Vorbeugung einer Fettleber durch Gewichtskontrolle und günstigen Lebensstil den Königsweg der Gesunderhaltung darstellt. Haben sich bereits Übergewicht und Fettleber entwickelt, kann die Lebergesundheit durch gezielte Lebensstilmaßnahmen jedoch wieder hergestellt werden. Der Rückweg von der Fettleber zur gesunden Leber („die Leberentfettung“) ist also möglich, funktioniert allerdings nicht über Medikamente, sondern über einen lebergesunden Lebensstil.
Lebergesund ist eine Ernährung dann, wenn sie vollwertig, regional und saisonal, Kalorien-begrenzt und klassisch mediterran, d.h. mit Schwerpunkt auf ökologisch produzierte pflanzliche Nahrungsmittel und hochwertige Öle (Olivenöl, Rapsöl, Leinöl) ausgerichtet ist. Gesättigte tierische Fette, fette Milchprodukte und Transfette sind ebenso zu meiden wie stark zuckerhaltige oder mit Fruktose angereicherte Produkte, insbesondere Süßigkeiten, Weißmehl-Backwaren, Pizza, Nudeln mit fetten Saucen sowie Schokoriegel, Schokocremes und Eiscremes. Ungünstige Zubereitungsarten wie Frittieren, Panieren, Grillen und Braten mit großer Hitze sollten durch schonendere Optionen (Dünsten, Garen, Schmoren, Braten mit niedriger Hitze) abgelöst werden.
In Sachen Getränke gilt auch für die NASH das Bonmot eines deutschen Leberpapstes: „Mineralwasser ist das wirksamste Leberschutzgetränk, vor allem wenn es statt Alkohol genossen wird“. Weil die Entgiftungsleistung einer NASH-Leber eingeschränkt ist, übermäßiger Alkoholkonsum an vielen NASH-Erkrankungen unterschwellig mitwirkt und jede Lebererkrankung unter Alkoholeinfluß rascher fortschreitet, gilt als Faustregel: Das Meiden von zuviel Alkohol und Medikamenten, Giftstoffen also, die vorrangig in der Leber abgebaut werden müssen, ist die Mutter aller Leberschutzmaßnahmen. Übergewichtige sollten grundsätzlich allen Nahrungsmittel-Kombinationen die rote Karte zeigen, deren Verstoffwechslung eine starke Insulinausschüttung auslöst, wie z.B. große Caffe latte, Wurstsemmeln, Butterbrezen, Käsewecken, Fruchtjoghurts, Chips und Softdrinks. Solche energiedichte Kalorienbomben mit hoher Insulinwirkung befördern geradezu die Überfüllung aller verfügbaren Fettspeicher und die Erschließung immer neuer Fettdepots im Bauchraum und in der Leber.
Flankierende Leberschutzmaßnahmen gibt es reichlich
Da viele Patienten mit Lebererkrankungen fehlernährt sind und Defizite an Vitaminen und Mikronährstoffen aufweisen, sollte einer hochwertigen, Vitamin- und Mineralstoff-reichen Ernährung große Beachtung geschenkt werden. Zur Entzündungshemmung und Verbesserung der antioxidativen Kapazität eignet sich der Einsatz von Mariendistel (Silymarin), N-Acetyl-Cystein (NAC) sowie Curcuma. Den gesteigerten Methylierungs-Bedürfnissen sollte durch reichliche Zufuhr von B-Vitaminen und Folsäure, aber auch von fettlöslichen Vitaminen (A,D,E,K), Selen, Zink und Magnesium Rechnung getragen werden. Hochwertige entzündungshemmende Omega-3-Fettsäuren und Antioxidantien wie Coenzym Q10 wirken bei NASH ebenfalls günstig, ebenso wie bestimmte Aminosäuren (L-Ornithin, Valin, Leucin, Isoleucin).