Kennen Sie noch jemanden, der nicht häufig oder gar regelmäßig verschreibungspflichtige Medikamente schluckt? Bei Klinikentlassungen stehen nicht selten 5-6 Medikamente im Entlassungsbrief, die zwischen ein- und dreimal täglich einzunehmen sind. Und bei nicht wenigen Senioren füllt mehrmals täglich eine Handvoll Tabletten und Kapseln den halben Magen.
Es bräuchte wohl schon Medizin-Genies, um vorherzusagen, welche kalkulierbaren Wirkungen und Nebenwirkungen solche Tablettenorgien entfalten können. Und was für ein Gegensatz zur Empfehlung eines der Gründungsväter der modernen Medizin! Warnte doch der berühmte amerikanische Internist Sir William Osler seine Kollegen schon vor 100 Jahren mit eindrücklichen Worten vor der Verordnung von Medikamenten: „Eine der vordringlichsten Pflichten eines Arztes ist es, der Bevölkerung beizubringen, bloß keine Medikamente zu schlucken“. Vielleicht hat er geahnt oder schon recht konkret gewusst, dass der Nutzen vieler Medikamente bescheiden und deren Risiken beträchtlich ausfallen können. Nicht ohne Grund zählen Medikamente heute zu den häufigsten Risiken für Leib und Leben und bewirken im Körper Mangelerscheinungen, auf die Ärzte ihre Patienten viel zu selten hinweisen.
In der modernen Medizin gibt es heute für jedes Leiden und jedes Symptom mindestens eine Pille. Für besonders häufige Leiden – und um die Einnahme vieler Pillen zu vereinfachen – werden inzwischen regelrechte Polypillen kreiert, also Paketpillen mit ganz unterschiedlichen Wirkstoffkombinationen, um Zivilisationserkrankungen wie Bluthochdruck, Herzprobleme, Gefäßverschleiß, Entzündungen und Übergewicht gleichsam mit einer Klappe (respektive Polypille) in Schach zu halten. Und – Hand aufs Herz – welcher Patient wäre nicht herb enttäuscht, wenn er die Praxis seines Arztes ohne Rezept in der Hand und damit ohne die für seine Beschwerden ausgewählten Pillen verlassen müsste. Schließlich erwartet der moderne Mensch von der Hochleistungsmedizin, dass Tabletten seine Erkrankungen verhindern oder gar kurieren, und das bitte angenehmer und wirksamer als ein gesunder Lebensstil. Über derartige naive Erwartungen amüsierte sich bekanntlich schon Voltaire: „Ärzte schütten Medikamente, die sie kaum verstehen, in Körper, die sie noch weniger verstehen, um Krankheiten zu behandeln, von denen sie überhaupt nichts verstehen“.
Protonenpumpen-Hemmer: Magensäure abgedreht, Verdauung adé
Antibiotika: Hauptzerstörer des Darm-Mikrobioms
Würden Antibiotika nur zur Behandlung gefährlicher Infektionen gezielt und erfolgreich eingesetzt, wäre das Idealziel einer guten Nutzen-Risiko-Balance erreicht. Kommen Antibiotika hingegen ohne unnötig und ungezielt zum Einsatz oder gelangen sie auf dem Umweg über Fleisch und Fisch in den menschlichen Körper, entsteht kein Nutzen, aber beträchtlicher Schaden durch eine Schwächung des Immunsystems, die Züchtung resistenter Keime, die Zerstörung der günstigen Darmflora sowie dadurch ausgelöste Vitamin- und Nährstoffdefizite. Grundlage einer guten Immunabwehrlage sind eine vollwertige Ernährung, regelmäßige körperliche Aktivität, ein niedriger Stresspegel und guter regenerativer Schlaf. Zu den immunverbessernden Mikronährstoffen zählen die Vitamine A, C, D und E, Selen, Zink und Quercetin. Natürliche Antibiotika sind in wildem Oregano und Olivenblattextrakt enthalten. Zu den immunaktiven Gewürzen zählen Curcuma, Knoblauch, Ingwer, Cayennepfeffer, Rosmarin, Salbei, Minze, Koriander, Kardamon, Thymian und Nelken. Gute immunmodulatorische Wirkeffekte entfalten Medizinalpilze (Shiitake, Maiitake, Cordyceps u.a.) und Betaglucane, indem sie natürliche Killerzellen und dendritische Zellen gegen Bakterien, Viren, Pilze und Tumorzellen aktivieren. Bei zwingendem Antibiotikaeinsatz empfiehlt sich regelmäßig eine frühzeitige, parallele Zufuhr von Probiotika.