Sie zählt unter älteren Menschen zu den am meisten gefürchteten Augenerkrankungen, gilt sie doch als häufigste Erblindungsursache in den westlichen Industrieländern: die altersabhängige Makula-Degeneration (AMD). Weltweit sind von dem tückischen Augenleiden über 30 Millionen Menschen betroffen, mit stark zunehmender Tendenz aufgrund der nahezu allerorts steigenden Lebenserwartung.
In Deutschland leiden derzeit schon 4 Millionen Senioren an einer AMD, trotz flächendeckender augenärztlicher Versorgungslage, prinzipiell guter Früherkennungsmöglichkeiten (z.B. Amslernetz-Test) und verbesserter Behandlungsmöglichkeiten. Doch weil Früherkennungsangebote und Vorbeugungsmaßnahmen immer noch viel zu selten genutzt werden, schreitet die Erkrankung oft ungebremst in Stadien fort, die keine optimalen Therapiechancen mehr eröffnen.
Bei der AMD handelt es sich um eine Erkrankung des Augenhintergrundes (Netzhaut und darunter liegende Aderhaut) mit Schwerpunkt im Netzhautzentrum (Makula), der Region mit der höchsten Sinneszelldichte (Fovea) und damit des schärfsten (zentralen) Sehens. In frühen Stadien dominieren sog. Drusen (Ablagerungen fetthaltiger Stoffwechselprodukte) und umschriebene Pigmentvermehrungen (Einlagerung von Lipofuscin). Sehstörungen sind zu diesem Zeitpunkt noch kaum oder nur gering vorhanden. In späten Stadien kommt es bei der „trockenen“ AMD zu Ausdünnung und Absterben (Atrophie) der Netzhaut-Sinneszellen, bei der selteneren, aber aggressiveren „feuchten“ (exsudativen) AMD zu Gefäßneueinsprossungen in die Aderhaut, Flüssigkeitslecks, Einblutungen, Abhebungen der Sinneszellschicht sowie ausgeprägten Vernarbungen. Aufgrund des beidseitigen Auftretens und der hohen Neigung zur Verschlimmerung besteht die enorme Gefahr ausgeprägter Farbwahrnehmungsstörungen, verzerrtes Sehen, fortschreitender Sehminderung mit Gesichtsfeldausfällen oder gar Erblindung.
Risikofaktoren kennen, Vorbeugung ernst nehmen
Zahlreiche Risikofaktoren der AMD sind heute gut bekannt. Zu den nicht beeinflussbaren Risiken zählen im Erbgut unveränderlich verankerte, genetische Voraussetzungen, aber auch das Alter (je älter, desto anfälliger), das weibliche Geschlecht, eine helle Hautfarbe sowie hellfarbige, insbesondere blaue Augen. Im besonderen präventiven Fokus sollten natürlich die beeinflussbaren Risikofaktoren stehen, allen voran das Rauchen (Ablagerung von Giftstoffen, Gefäßschäden, Sauerstoffmangel), eine starke UV-Licht- und Sonneneinstrahlung (oxidativer Stress), und ungünstige Lebensstilmuster (Bewegungsmangel, Nährstoff-, Vitamin- und Ballaststoff-arme Ernährung). Kaum weniger bedeutsam sind Bluthochdruck und Diabetes mellitus, sodass mit ärztlicher Unterstützung eine bestmögliche Kontrolle von Blutdruck und Stoffwechsel anzustreben sind.
Oberstes Ziel bei allen präventiven und therapeutischen Bemühungen: die Netzhaut schädigende Sauerstoffradikalverbindungen möglichst gar nicht entstehen lassen und die unvermeidbaren mit Radikalfängern wie den antioxidativ wirksamen Karotinoiden und Polyphenolen in Schach halten). Mit einem Quartett aus Nikotinverzicht, Sonnenbrille mit Hut, Gewichtskontrolle sowie Lifestyle-Optimierung (regelmäßige Bewegung, mehrmals täglich viel frisches Obst und Gemüse, v.a. dunkelgrüne Blattgemüse und Beeren) ist bereits eine sehr gute Grundlage gelegt. Zu den bei AMD nützlichsten Gemüsesorten zählen übrigens Grünkohl, Spinat, Blattsalate, Brokkoli, Rosenkohl, Erbsen, grüne Bohnen, Paprika und Karotten.
ARED-2-Studie spricht für zusätzliche Nahrungsergänzung
Eine wissenschaftliche Basis für den Einsatz von Nahrungsergänzungsstoffen bei Patienten mit gesicherter, aber noch früher AMD wurde mit den beiden großen, randomisierten und kontrollierten ARED-Studien (ARED-1 und ARED-2, „Age-Related Eye Disease“) gelegt. ARED-1 (ca. 3000 Teilnehmer) ergab, dass das Risiko des Fortschreitens einer AMD (in den mittleren und fortgeschrittenen Stadien 3 und 4) um 25 % gesenkt werden kann, wenn regelmäßig Vitamine und Spurenelemente eingenommen werden. Die Rezeptur umfasste Betakarotin 15 mg, Vitamin C 500 mg, Vitamin E 400 IE, Zink hochdosiert mit 80 mg, Kupfer 2 mg). In ARED-2 (1608 Teilnehmer, Alter: 50-85 Jahre, hohes AMD-Progressionsrisiko) bestätigten sich diese positiven Ergebnisse, doch ergaben sich – insbesondere bei aktiven und Ex-Rauchern – Vorteile durch den Austausch von Betakarotin gegen die gelben Karotinoide Lutein 10 mg und Zeaxantin 2 mg. Durch Absenkung der (zuvor hohen und oft unverträglichen) Zinkoxid-Dosierung auf 25 mg ergaben sich keine Wirknachteile. Im Unterschied zu früheren Studien zeigte sich in ARED-2 jedoch kein Vorteil einer zusätzlichen Einnahme von ungesättigten Omega-3-Fettsäuren (Eicosapentaensäure und Docosahexaensäure).
Wichtig bei allem Optimismus ist der einschränkende Hinweis, dass die Ergebnisse der ARED-Studien nicht für Patienten mit sehr weit fortgeschrittener AMD beider Augen gelten und auch nicht auf die gesunde Allgemeinbevölkerung ohne AMD im Sinne einer generellen Vorbeugeempfehlung ausgeweitet werden sollten. Personen im frühen AMD-Stadium oder mit hoher Risikofaktoren-Konstellation könnten neben den o.g. Lebensstilmaßnahmen von der Einnahme des ARED-2-Cocktails (mittlerweile als Fixkombination erhältlich) ebenfalls profitieren, auch wenn die ARED-Studien dies nicht explizit überprüft haben.
Präventive Wirkung von Vitamin D unterschätzt
Im Vergleich zum ARED-2-Cocktail wird die Bedeutung von Vitamin D3 bislang erheblich unterschätzt. Erstaunlich, denn die Datenlage zum Vitamin D3 ist umfangreich und durchaus vielversprechend. Der präventive Nutzen von Vitamin D3 könnte gerade bei der Verhinderung eines Fortschreitens von der frühen AMD in Richtung auf Stadien mit fortgeschrittener Gefäßneubildung (Neovaskularisation) liegen. Denn die entzündungshemmenden, Zytokinbotenstoff-regulierenden und immunmodulierenden Effekte von Vitamin D3 an der Netzhaut sowie an der Schnittstelle zwischen Netzhaut (Retina) und Aderhaut (Choreoidea) sind unstrittig. Auch die zentrale Bedeutung von Vitamin D3 für die Entsorgung von Stoffwechselprodukten, z.B. aus dem Pigmentepithel der Netzhaut, ist bekannt. Zudem war in umfangreichen epidemiologischen Studien (11 Beobachtungsstudien, 10 Querschnittsuntersuchungen, 1 Kohortenstudie) das Auftreten einer AMD deutlich seltener zu beobachten, wenn die Vitamin D3-Serumspiegel im hochnormalen Referenzbereich lagen. Mit anderen Worten: eine sehr gute Vitamin D3-Versorgung (z.B. 3000-4000 IE/Tag) könnte einen weit unterschätzten Schutzfaktor vor dem Ingangkommen oder Fortschreiten einer AMD darstellen. Und das keineswegs in Konkurrenz oder als Alternative zum AREDS-2-Cocktail, sondern als sinnvolle Grundlage und Wirkungsverstärker.
Befürchtete AMD-Welle noch unter dem Radar der Öffentlichkeit
Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen und Fachbeiträge thematisieren in jüngerer Zeit das enorme Risiko von blauem Licht für das Auge insgesamt und insbesondere für Netzhauterkrankungen wie die AMD. Seriöse Wissenschaftler befürchten für die „Generation Bildschirm“ einen mit zeitlicher Verzögerung ankommenden, regelrechten AMD-Tsunami. Blaues Licht wird vorrangig von Geräten und Lampen mit LED-Technologie emittiert (vor allem TV- und Computer-Bildschirme der neuesten Generationen, Handy, Tablet). Da blaues Licht die Wahrnehmung von Bildinhalten verbessert und die Verbreitung von Bildinhalten zum alles überragenden Ziel multimedialer Konzerne geworden ist, nimmt die nahezu ubiquitäre Exposition rasant zu. Spezielle Brillengläser, Abdeckfolien oder die Gerätenutzung im Nachtmodus können das die Hornhaut und den Glaskörper ungehindert durchdringende Blaulicht reduzieren. Als noch bedeutsamer dürfte sich jedoch ein maßvoller und risikobewusster Umgang mit den universalen Informations-, Kommunikations- und Unterhaltungstechnologien erweisen.
Anwendungsempfehlung:
- ARED-2-Kombinationsrezeptur: (Vitamin C 500 mg, Vitamin E 400 IE, Zinkoxid 25 mg, Kupferoxid 2 mg, Lutein 10 mg, Zeaxanthin 2 mg, jeweils pro Tag), 25-Vitamin D3 (3000-4000 IE/Tag)
- Gefäßrisiko-Kontrolle: Bluthochdruck, Diabetes, Übergewicht
- Lebensstil-Optimierung: Gemüsereiche Ernährung, Bewegung, Sonnenbrille & Hut, Nikotinkarenz
- Blaulicht-Schutz: Spezialgläser, Spezialfolien, Dunkelmodus, zeitbegrenzte Nutzung