Im Deutschen Ärzteblatt wurde eine aufwendige Screening-Methode auf Eisenmangel als Innovation vorgestellt, bei der eine flexible Lichtleitfaser auf die Unterlippe aufgesetzt wird. Dabei wird unblutig der Stoff Zink-Protoporphyrin gemessen. Es wurde in dem Artikel zudem vermittelt, dass bisher alle anderen Methoden, die auf Eisenmangel screenen, eine Blutentnahme und eine Laboruntersuchung benötigen. Ich muss dem widersprechen.
Ich darf an die Möglichkeit von international anerkannten und bewährten Fragebögen erinnern, die wir unbegrenzt bei vielen Indikationen als effektive Screening-Maßnahme auf Diabetes, Osteoporose oder das Herzinfarktrisiko einsetzen können. Solche Fragebögen können uns dabei helfen, Risiken und drohende Krankheiten frühzeitig und ohne die Notwendigkeit teurer und eventuell auch nebenwirkungsbelasteter Labor- und technischer Maßnahmen zu erkennen und – soweit nötig – vertiefende Untersuchungen oder eine entsprechende Therapie einzuleiten.
Fragebögen bieten sich natürlich auch für den in Praxis und Klinik häufig auftretenden, aber zu oft übersehenem Eisenmangel an. Da jedem Arzt und Heilpraktiker die Risiken und die Symptome eines Eisenmangels sicherlich bekannt sind, sollte es ohne großen Aufwand möglich sein, Patienten im Bedarfsfall einen Fragebogen beantworten zu lassen, in dem die vielfältigen Risikofaktoren für das Auftreten eines Eisenmangels und die auf einen bestehenden Eisenmangel hinweisenden Symptome gelistet sind. (Gerne stelle ich auf Wunsch interessierten Kolleginnen und Kollegen ein Muster zum Screening auf ein Eisenmangelsyndrom zur Verfügung.)
Nach der Auswertung des Fragebogens kann der Therapeut bei Bedarf weitere individuell angepasste Maßnahmen durchführen, wie die Bestimmung von Erythrozyten, Hämatokrit oder mittlerem korpuskulärem Hämoglobingehalt sowie von Eisen, Transferrin, Ferritin, totaler Eisenbindungskapazität oder Serum-Transferrin-Rezeptor. Damit kann er dann den Verdacht auf ein Eisenmangelsyndrom entkräften oder bestätigen.
Zudem sollte nicht unerwähnt bleiben, dass die im Artikel des Deutschen Ärzteblattes genannte Methode aus verschiedenen Gründen wohl eher nicht für die so wichtige breite Anwendung in der Praxis als echte „Screening-Maßnahme“ geeignet sein wird, ein banaler Fragebogen jedoch schon…
Denken Sie darüber nach!
Ihr Udo Böhm