Chronische Krankheiten wie beispielsweise neurodegenerative Erkrankungen, Krebs, Atemwegserkrankungen, Herz-Kreislauferkrankungen, Augenerkrankungen, Osteoporose oder Diabetes Typ 2 und insbesondere Umwelt-Folgeerkrankungen entstehen nicht von heute auf morgen. Sie gehören zu den sogenannten „long latency diseases“ und haben lange Vorlaufzeiten zwischen 10 bis 20 Jahren, teilweise mehr.
In dieser Zeit häufen sich kleine Fehler und minimale Störungen im Stoffwechsel und in Geweben, bis sich beim Betroffenen allgemein erkennbare krankheitsspezifische Symptome entwickeln. Dabei gibt es schon sehr früh eindeutige Hinweise auf die Entwicklung der oben genannten und sonstiger chronischer Störungen. Diese lassen sich aber im Allgemeinen nicht einfach mit technischer Diagnostik oder mit Laboruntersuchungen feststellen. Verwertbare Hinweise lassen nur durch professionelles Befragen bezüglich des individuellen Lebensstils, individueller Risiken (die meist in den Leitlinien der jeweiligen Fachrichtungen gut definiert sind) und individueller epigenetischer Belastungen sowie durch eine klinische Untersuchung und eine genaue Überprüfung von Leit-Bausteinen des menschlichen Stoffwechsels erhalten.
Zu den Risiken und epigenetischen Belastungsfaktoren zählen physischer und psychischer Stress, Traumen, Missbrauch von Drogen und Medikamenten, Schadstoffbelastungen (auch die Summierung kleinster Einzelbelastungen), Bewegungsmangel, Begleiterkrankungen, Fehlverhalten in der Schwangerschaft und Verlauf der frühen Kindheit sowie Fehlernährung und Dysbalancen oder Defizite an Nährstoffen. Und bezüglich epigenetisch prägender Faktoren müssen zumindest auch der Lebensstil und individuelle Erfahrungen von Eltern und Großeltern berücksichtigt werden.
Zu den betroffenen und häufig gestörten Stoffwechselbereichen zählen insbesondere Mitochondrien, Redoxsystem, Immunsystem, Entzündungssystem, Biotransformation, Reparatur- und Entsorgungssysteme (z.B. Autophagie), Nervensystem, Magen-Darm-Trakt und Nierenfunktion. Das Zusammenwirken all dieser Faktoren entscheidet (neben einem unterschiedlich zu gewichtenden genetischen Anteil) hauptsächlich über die Entwicklung, den Ausbruch und den Verlauf chronischer Krankheiten.
Das bedeutet aber in der Umkehrung, dass eine in vielen Fällen mögliche Reduktion möglichst vieler negativer Faktoren durch eigenes Engagement und eine Stärkung positiver Faktoren, wie der Optimierung der Ernährung und der Stärkung der vorhandenen Stoffwechselressourcen dazu beiträgt, dass sich viele Krankheiten ganz vermeiden oder sich ihr Ausbruch zumindest um einen längeren Zeitraum nach hinten verschieben lassen.
Wenn Sie Therapeut sind und Ihnen das Wohl Ihrer Klienten am Herzen liegt, sollten Sie sich unbedingt auf den betroffenen Gebieten fortbilden und wenn Sie Patient sind, sollten Sie meines Erachtens einen kompetenten Therapeuten suchen, der diese Faktoren zu schätzen weiß und sie bei ihrer Betreuung berücksichtigt.
Denken Sie über meine Worte nach! Es lohnt sich.
Ihr Udo Böhm
Literatur und Quellen:
Böhm U/Muss C; Rationelle Therapie in der Mikronährstoffmedizin; ISBN 978-3-8374-1275-8
Böhm U; Die gesundheitliche Bedeutung von Glutathion; ISBN 978-3-8374-1402-8
Böhm U; Resveratrol in der funktionellen Ernährungsmedizin; ISBN 978-3-926725-20-2
Böhm U; α-Liponsäure; ISBN 3-926778-26-1
Böhm U; Die Bedeutung von Vitamin K in der funktionellen Ernährungsmedizin; ISBN 978-3-926778-32-1
Böhm U: Die Kunst der parenteralen Mikronährstoffanwendung (Eigenverlag)
Böhm U: Die funktionelle Ernährungsmedizin und der Magen-Darm-Trakt (Eigenverlag)