Geschichte
Cholin wurde 1849 vom deutschen Chemiker Adolph Stecker in der Galle entdeckt. Daher auch der Name: chole bedeutet auf griechisch Galle. 1998 wurde Cholin vom Food and Nutrition Board / USA als „lebenswichtiger Nährstoff“ klassifiziert.
Vorkommen
In Lebensmitteln liegt Cholin meist in Form von Lecithin vor, unter anderem in Kabeljau, Milch, Eier (vor allem im Eigelb), Sojabohnen, Nüsse, Schokolade, Weizenkeime und Rinderleber. Lecithin hat eine hohe Bioverfügbarkeit und kann so dem Körper das wertvolle Cholin liefern. Lecithin ist ein wichtiger Bestandteil von Zellwänden (Zellmembranen) und hilft Strukturen zu bilden.
Dosis
Referenzwerte für die Nährstoffzufuhr veröffentlicht von der European Food Safety Authority (EFSA) Stand: August 2016.
- 400mg für Erwachsene und Jugendliche im Alter von 15-17 Jahren
- 140 bis 340mg für Kinder im Alter von 1-14 Jahren
- 480mg für Schwangere und 520mg für stillende Frauen
Die Ergebnisse beruhen auf Verzehrdaten, die bei gesunden Menschen in der EU durchgeführt wurden. Das Gremium berücksichtige auch Daten über die Menge an Cholin, die er Körper benötigt, um einen eventuellen Mangel auszugleichen. Laut EFSA kann ein Cholin-Mangel zu einer kognitiven Beeinträchtigung, Leberverfettung und Muskelschäden führen.
Wirkungen und Biochemie
Cholin bildet gemeinsam mit Acetyl-Coenzym A per Katalyse der Cholinacetyltransferase den wichtigen Neurotransmitter Acetylcholin. Dieser Neurotransmitter kommt in allen parasynaptischen Ganglien, im Nebennierenmark, der motorischen Endplatte, in Sympathikusfasern also auch Nervenendigungen und Muskelfasern vor. Acetylcholin kann nicht direkt als Pharmakon eingesetzt werden da er sehr schnell abgebaut wird und ein Transportweg zum Zielort über das Blut nicht möglich ist. Cholin ist stabiler und kann daher an den Wirkort gebracht werden, wo es dann vor Ort bei Bedarf in Acetylcholin umgewandelt werden kann.
Im Neuron (Nervenzelle): Acetyl-CoA + Cholin -à Acetylcholin (ACh)
Sobald eine Mindestmenge an ACh freigesetzt wird, kommt es zu einer fortgleitenden Erregung. Einerseits kommt es zu einer Permeabilitätszunahme von Natrium und Kalium wodurch ein Aktionspotential entstehen kann und andererseits erfolgen Erregungsübertragungen über Interaktionen mit G-Proteinen. Acetylcholin wirkt über viele unterschiedliche Rezeptoren die als Stimulatoren der cholinergen Signaltransduktion wirken. (nikotinische und muskarinische Rezeptoren) Früher wegen seiner Ähnlichkeit zu der Vitamin-B-Gruppe auch Vitamin B4 genannt.
Wenn Cholin im Körper oxidiert wird, entsteht Betain was ein wichtiger Bestandteil des Methylmetabolismus ist. Dieser Metabolismus spielt eine wichtige Rolle im Fettstoffwechsel als auch bei Entgiftungsreaktionen (Homocystein-Reduktion).
Im Leberstoffwechsel ist Cholin für den Transport von Triglyceriden aus der Leber verantwortlich. Ein niedriger Cholin- Spiegel kann zu einer Anhäufung von Fetten in den Leberzellen führen.
Studien konnten zeigen, dass Cholin via DNA und durch Methylierungsreaktionen an Histonen zu einer Verbesserung der Gedächtnisleistung und Konzentration beitragen kann.
Darreichungsformen und Zubereitungen: Lecithin und Cholin werden als Pulver angeboten.
- Bildung von dem Neurotransmitter Acetylcholin
- Steuert Gedächtnisvorgänge, Lernvorgänge, Konzentration
- Erregungsübertragung von den Nerven zur Muskulatur
- Beteiligt am vegetativen Nervensystem: Atmung, Blutdruck, Herzschlag, Verdauung
- Wirkt auf Emotionen und die Stimmung
- Leberstoffwechsel
- Methylgruppen Überträger (Stresskompensation, Noradrenalin, Melatonin, Reparatur oxidativer DNA-Schäden…)
Quellen:
Thomas Karow, Ruth Lang-Roth. Allgemeine und Spezielle Pharmakologie und Toxikologie 22.Auflage 2014.
www.efsa.europa.eu / EFSA-Journal Volume 14, Issue 8. August 2016 (https://doi.org/10.2903/j.efsa.2016.4484)
Blusztajn JK, Slack BE, Mellott TJ. Neuroprotective Actions of Dietary Choline. Nutrients. 2017 Jul 28;9(8).
Zeisel. Choline needed for normal development of memory. Journal the American College of Nutrition. 2000 Oct.;19(5 Suppl):528S-531S.
Blusztajn JK, Mellott TJ. Choline nutrition programs brain development via DNA and histone methylation. Cent Nerv Syst Agents Med Chem. 2012 Jun;12(2):82-94