Von mehr als 10.000 in einem Zeitraum von einem Monat in Kliniken aufgenommenen Patienten litten von jenen, bei denen eine Medikamenteneinnahme dokumentiert war, 11,6 % unter unerwünschten Arzneimittel-Nebenwirkungen. Die meisten der Betroffenen waren höheren Alters und nahmen im Durchschnitt sieben Medikamente ein.
Häufige Symptome waren beispielsweise Erbrechen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Schwindel und Ohnmachtsanfälle, wobei die Nebenwirkungen bei 89 % dieser Patienten so schwer waren, dass sie stationär aufgenommen werden mussten.
Einfache Begründungen für die Häufigkeit von Arzneimittelnebenwirkungen sind, dass insbesondere ältere Patienten viele teilweise sehr nebenwirkungsreiche Medikamente einnehmen, dass zu viele Medikamente unkritisch verordnet werden, dass die Dosis zu vieler Medikamente nicht individuell an Geschlecht, Gewicht und Alter angepasst werden und dass es nach dem aktuellen Wissensstand bei mehr als fünf nebeneinander eingenommenen Medikamenten zu unkontrollierten Interaktionen kommen kann. Zudem arbeitet der Stoffwechsel älterer Menschen langsamer beziehungsweise biotransformiert die Leber häufig unkontrolliert und die Niere scheidet schlechter aus.
Die Konsequenz aus diesem Wissen sollte für alle Therapeuten (Ärzte und Heilpraktiker) darin bestehen, dass sie insgesamt weniger und nur die unbedingt notwendigen Medikamente verordnen, dass sie nur Medikamente mit einem geringen Nebenwirkungsrisiko verordnen, dass sie nur Medikamente verordnen, deren Nebenwirkungsprofil sie genau kennen und dass sie insbesondere bei älteren Patienten bestimmte Medikamente, die zum Beispiel in der sogenannten Priscus-Liste enthalten sind, ohne Not gar nicht mehr verordnen. Und wenn sie Medikamente verordnet haben, sollten sie in den Tagen nach der Verordnung nachhaken, ob bei den Patienten neue Beschwerden aufgetreten sind oder ob sich bestehende Beschwerden verstärkt haben.
Das wünscht sich
Ihr Udo Böhm
Quellen:
Siegmund-Schultze N; Polypharmakotherapie im Alter – Weniger Medikamente sind oft mehr; Deutsches Ärzteblatt 2012; 109,9.420; BfArM, SZ 13.4.2018
file://diskstation/Datenablage/Udo/Eigene%20word-und-pdf/Service-Management/PRISCUS-Medikamente_im_Alter.pdf
http://priscus.net/download/PRISCUS-Liste_PRISCUS-TP3_2011.pdf