Es gibt viele Gründe, für eine gute Magnesiumversorgung zu sorgen: die Vorbeugung von Wadenkrämpfen zählt ebenso dazu wie die Stabilisierung des Herzrhythmus, die Lösung von muskulären und psychischen Verspannungen, ja auch eine schlaffördernde und antidepressive Wirkung.
Magnesium ist nach Kalium das zweithäufigste intrazelluläre Kation und im Organismus nach Kalzium, Natrium und Kalium der vierthäufigste Mineralstoff. An geschätzt über 600 biologischen Wirkungen ist Magnesium als essentieller Cofaktor entscheidend beteiligt und damit von überragender physiologischer Bedeutung. Wenig bekannt ist hingegen, dass Magnesium auch in kritischen Bereichen wie dem oxidativen Stress, bei chronischen Entzündungen, bei der Immunabwehr und insbesondere bei der Verteidigung gegen Bakterien und Viren eine prominente Rolle spielt. Und da Senioren nicht nur überaus häufig einen Magnesiummangel aufweisen, sondern auch durch Erreger wie Pneumokokken, Influenzaviren und Coronaviren besonders gefährdet sind, lautet die naheliegende Erkenntnis: Magnesiummangel ist ein unterschätzter Risikofaktor in allen Altersgruppen, im höheren Lebensalter aber ganz besonders.
Magnesium lenkt die Reaktionsfähigkeit des Immunsystems
Bei der Steuerung von Immunreaktionen agiert Magnesium zwar nicht im Vordergrund, zieht jedoch im Hintergrund bei vielen Prozessen die entscheidenden Fäden: so bei der Antikörperbildung, der Aktivierung von Fresszellen (Makrophagen), beim Zusammenspiel von T- und B-Zellen sowie bei der Modulation von T-Zellen und den von ihnen gebildeten Entzündungsbotenstoffen (Zytokinen, Interleukinen, Chemokinen). Während Magnesiumdefizite das entzündliche Geschehen anheizen und verstärken, wirkt eine gute Magnesiumverfügbarkeit in gegenteiliger Richtung, also immunausgleichend und entzündungshemmend. Untersuchungen an Patienten mit entzündlichem Asthma bronchiale unterstreichen diese Effekte eindrucksvoll: Während sich Asthmaattacken bei Magnesiummangel verstärkten, häufiger auftraten und hartnäckiger verliefen, zeigte sich unter gezielter Magnesiumzufuhr eine rasche Erweiterung der verkrampften Bronchien, ein Rückgang der entzündlichen Botenstoffe in Bronchialsekret und Blut, sowie eine deutliche Besserung der klinischen Befunde.
Magnesium dämpft oxidativen Stress und Entzündungsreaktionen
Ernährungsformen mit geringer Magnesiumzufuhr – bei älteren Menschen besonders häufig anzutreffen – begünstigen das Auftreten chronischer Entzündungsreaktionen und beschleunigter Alterungs- und Verschleißprozesse. Magnesiummangel verstärkt die Ausschüttung entzündungsfördernder Botenstoffe wie Interleukin-1-alpha, Interleukin-6, Tumornekrosefaktor-alpha und Stickstoffmonoxid. Zudem stellt ein Magnesiumdefizit in den Zellen den „Entzündungsschalter“ NFkB scharf, wodurch zahlreiche mit Entzündung und ungebremstem oxidativem Stress einhergehende zelluläre Reaktionsabläufe in Gang kommen. Zudem steigert Magnesiummangel die Aktivierbarkeit von Blutplättchen in Richtung Verklumpung, Thrombose und Anheftung an die Innenauskleidung (Endothel) kleiner Blutgefäße, mit dem Ergebnis von Zirkulationsstörungen und Gerinnungsproblemen auftreten.
Der Zusammenhang zwischen Entzündungsneigung, vermehrtem oxidativem Stress und Magnesiummangel hat sich in jüngerer Zeit auch in großen Bevölkerungsstudien wie der Womens Health Study und den NHANES-Untersuchungen bestätigt. Die Auswirkungen von Magnesiumdefiziten könnten aber noch viel fundamentaler und weitreichender sein als bislang vermutet: aktuelle Studienbefunde signalisieren einen kausalen Zusammenhang mit der Funktionsstörung von Mitochondrien, wodurch nicht nur die zelluläre Sauerstoffversorgung und Energiegewinnung in Bedrängnis gerät, sondern auch vitale Schutzmechanismen gegen zerstörerische Sauerstoffradikale außer Kraft gesetzt werden. Magnesiummangel könnte sich daher als ein Grundphänomen für zellulären Funktionsverlust, Schwächung lebenserhaltender Funktionskreisläufe, rascheren Gewebeabbau, beschleunigten Verschleiß und vorzeitige Alterung von Zellen und Organen („Inflamm-Aging“) darstellen.
Magnesium unterstützt die Immunabwehr gegen Bakterien und Viren
Eine Häufung infektiöser Probleme bei Menschen mit Magnesiummangel wird in neueren Studien insbesondere im höheren Lebensalter, bei Patienten mit chronischer Epstein-Barr-Infektion sowie bei chronischen viralen Lebererkrankungen (Hepatitis B), aber auch bei bakteriellen und viralen Lungenentzündungen (Pneumonien) beobachtet. Magnesiummangel verstärkt die eingeschränkte Abwehrleistung (Immunseneszenz) im höheren Lebensalter und schmälert gerade in dieser Altersgruppe die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Impfungen. Bakterielle und virale Infektionen durch Erreger wie Pneumokokken, Herpes-Viren, Influenzaviren und Coronaviren, die alten multimorbiden Menschen mit schwacher Immunabwehr besonders zusetzen, können durch Magnesiummangelzustände kritisch verschlimmert werden. Insbesondere große US-Studien dokumentieren die bedrückenden Folgen dieser Entwicklung am Beispiel der Alten- und Pflegeheime: häufigere Klinikeinweisungen, raschere Intensivpflichtigkeit, vermehrte Komplikationsraten in der Klinik, geringere Überlebenswahrscheinlichkeit und höhere Sterblichkeit, nicht nur, aber auch „mit und an“ SARS-CoV-2!
Magnesium – ein kongenialer Partner des Vitamin D3
Bei mehreren Schritten im Stoffwechsel des immunregulatorischen Hormons Vitamin D3 agiert Magnesium als wichtiger Cofaktor, beispielsweise bei der in Leber und Nieren ablaufenden enzymatischen Umwandlung von inaktivem Vitamin D in bioaktives 1,25-OH-Vitamin D3, und bei der Bindung von 25-OH-Vitamin D3 an seine Transporteiweiße. Aber auch Im Umfeld von Vitamin D wirkende Hormone wie Parathormon (Nebenschilddrüsenhormon) stehen unter dem kontrollierenden Einfluss von Magnesium. Dass Vitamin D3 seinerseits die Magnesiumaufnahme aus dem Darm ins Blut steigert und Magnesiumverluste über Nieren und Harnwege begrenzt, unterstreicht die enge Wechselbeziehung von Magnesium und Vitamin D3, aber auch das Risiko einer sich selbst verstärkenden Spirale nach unten, wenn sich Mangelzustände von Vitamin D und Magnesium gegenseitig verstärken. Bedenkt man die positive Verstärkerwirkung von Vitamin D3 und Magnesium bei der Abwehr von oxidativem Stress, Infektionen und chronischen Entzündungen, könnten sich die (häufigen) gleichzeitigen Defizite von Vitamin D3 und Magnesium besonders nachteilig auswirken.
Eine kluge gesundheitserhaltende Strategie dürfte daher sein, gleichermaßen für eine reichliche Versorgung mit 25-OH-Vitamin D3 (2000-4000 IE/Tag in öliger Suspension, bevorzugt mit Vitamin K2 100-200 Mikrogramm/Tag) und Magnesium (z.B. Magnesiumzitrat 2 x 300 mg/Tag) zu sorgen. Auch für Senioren-, Alten- und Pflegeheime wäre dies in Zeiten von Covid-19 keine schlechte Idee und preiswert dazu!