Zu den häufigsten Nebenwirkungen von mehr als 200 modernen Arzneimitteln zählen depressive Verstimmungen. Jeder Therapeut muss sich deshalb bei jedem Patienten immer wieder fragen, ob dieser das zu verordnende Präparat wirklich benötigt.
Zu den betroffenen Medikamenten gehören beispielsweise Antihypertensiva, Antiepileptika, Protonenpumpenhemmer, Analgetika und hormonelle Kontrazeptiva, wobei das Risiko nochmal ansteigt, wenn mehr als zwei dieser Präparate gleichzeitig eingenommen werden.
In den USA nahmen 35 % der Teilnehmer einer nationalen Untersuchung in den Jahren 2005-2006 mindestens ein Medikament mit Depressionen als Nebenwirkung ein. In den Jahren 2013-2014 waren es schon 38,4 %. Auch der Anteil von Medikamenten, die ein Suizidrisiko als Nebenwirkung angeben, stieg von 2005-2006 mit 17 % in den Jahren 2013-2014 auf 24 %. Auch in dieser Gruppe finde sich die genannten Präparate sowie zusätzlich Antidepressiva und Angstlöser.
Es gibt neben Arzneimitteln allerdings auch nebenwirkungsfreie Alternativen: Hierzu zählen zunächst Anpassungen des Lebensstils wie Gewichtsnormalisierung, Verzicht auf Rauchen, Reduktion der Belastung mit Schadstoffen (z.B. Feinstaub oder Elektrosmog), mehr Bewegung, Stressmanagement und gesunde Ernährung. Aber auch wenn das nicht immer genügt, gibt es viele Möglichkeiten, nebenwirkungsbelastete Medikamente zu vermeiden oder zumindest zu reduzieren. Denken Sie dabei an den Bereich der orthomolekularen Medizin oder der Phytomedizin mit teilweise guter Evidenz bei Indikationen.
Ich möchte alle Kolleginnen und Kollegen anregen, sich intensiver mit diesen im medizinischen Mainstream nicht so bekannten Maßnahmen zu beschäftigen und mehr darüber zu lernen.
Betroffene Patienten möchte ich anregen, mit einem auf diesen Gebieten erfahrenen Therapeuten darüber zu sprechen, wo Möglichkeiten bestehen, nebenwirkungsbelastete Medikamente durch nebenwirkungsarme Präparate zu ersetzen, um Depressionen und suizidale Gedanken vermeiden zu können oder wie sie zumindest die genannten Nebenwirkungen mit schonenden aber wirksamen Präparaten behandeln könnten.
Denken Sie darüber nach!
Ihr Udo Böhm