Die eingeschränkte objektive Qualität des deutschen Gesundheitswesen
In einer Auswertung der Gesundheitssysteme von 11 wohlhabenden OECD-Ländern liegt Deutschland bei den Kosten für das Gesundheitswesen mit 11,3 % des Bruttoinlandsproduktes derzeit auf Platz 4 nach den USA, der Schweiz und Schweden.
Die hohen Kosten sind beispielsweise dadurch begründet, dass Deutschland weltweit den höchsten Anteil an Kernspinuntersuchungen, Aufdehnungen von Herzkranzgefäßen sowie an Hysterektomien hat und beim künstlichen Gelenkersatz von Hüfte und Knie weltweit den 2. Platz belegt.
Allerdings liegen wir in der Lebenserwartung nur auf Platz 10 der 11 getesteten Länder. Wir haben zudem die dritthäufigste Müttersterblichkeit und die höchsten Zahlen an Herzinfarkten, chronische obstruktive Lungenerkrankungen (COPD) sowie an Diabetes-Hospitalisierungen unter diesen Ländern.
Die Autoren des Artikels folgern, dass die Deutschen überdiagnostiziert und übertherapiert sind, aber dass sie durch das derzeit praktizierte System nicht optimal betreut werden und dass die Kosten-Nutzen-Verhältnis ungünstig ist.
Die Konsequenz für alle im Gesundheitswesen Tätigen sollte sein, mit aller Kraft für eine kosteneffektivere und therapeutisch befriedigendere Medizin einzutreten. Ich als Präventivmediziner würde noch zusätzlich fordern, dass sich Politik, Ärzte und alle im Gesundheitswesen aktiven Berufsgruppen vermehrt für eine funktionierende Primär- und Sekundärprävention einsetzen müssen, um die Betreuung und das Kosten-Nutzen-Verhältnis zu verbessern.
Denken Sie darüber nach.
Quelle: Papanicolas I, Jha A et al.; Health Care Spending in the United States and Other High-Income Countries; JAMA 2018, 319(10):1024-1039