Am Beispiel von Covid-19 sehen wir, wie gefährlich Viruserkrankungen sind und wie hilflos wir oft bei unseren Bemühungen sind, sie wirkungsvoll zu vermeiden, zu behandeln oder ihre Spätfolgen wie zum Beispiel das Postvirale Fatiguesyndrom zu verhindern. Gerade die Möglichkeiten der auf Evidenz ausgerichteten universitären Medizin versagen hier häufig.
Bewährt haben sich hingegen kombinierte Maßnahmen zur Optimierung der körpereigenen Ressourcen und der körpereigenen Widerstandskraft zur Beendigung von inflammatorischen Prozessen. Als Basis dient die Optimierung des Lebensstils mit Vermeidung von Schadstoffbelastungen, die Stabilisierung der Psyche, ein guter Umgang mit Stress sowie einer nachhaltig produzierten vollwertigen und pflanzlich orientierten Ernährung. Zudem haben in zahlreichen Studien Mikronährstoffe ihren hohen Stellenwert bei der Betreuung von Virusinfekten nachweisen können.
Omega-3-Fettsäuren
In diesem Beitrag möchte ich die Omega-3-Fettsäuren (O3) DHA und EPA vor allem im Zusammenhang mit Covid-19-Infektionen hervorheben. Im Vordergrund stehen dabei ihre anti-entzündlichen Effekte. Sie führen zu einer verringerten Aktivierung von entzündungsfördernden Mediatoren wie Interleukin (IL)-1β, IL-6, Tumornekrosefactor TNF-α und NFkB und zu einer verminderten Entzündungsantwort durch verstärkte Differenzierung regulatorischer T-Zellen (Treg) und wirken sich in einem schnelleren Abklingen von Entzündungen und in einem verminderten Cytokin-Sturm aus. Daneben verfügen sie auch über antioxidative, immunmodulatorische und antivirale Eigenschaften, indem sie z.B. die IgM-Produktion und die Phagozytoseaktivität von Zellen des angeborenen Immunsystem erhöhen.
Diese Effekte zeigen sich beispielsweise einer Verringerung des Infektionsrisikos und in leichteren Verläufen. In einer Pilotstudie von Asher et al. wird sogar berichtet, dass das relative Sterberisiko bei Covid-19-Patienten mit der niedrigsten O3-Konzentration im Blut gegenüber der höchsten Konzentration um rund das 4-fache erhöht ist.
Neben den Wirkungen der Omega-3-Fettsäuren auf Viruserkrankungen sollten wir nicht vergessen, dass sie noch weitere Aufgaben im menschlichen Stoffwechsel übernehmen. So verbessern sie die Fließeigenschaften des Blutes, senken den Blutdruck, wirken antiarrhythmisch, hemmen die Blutgerinnung und beeinflussen einige Blutfettparameter positiv. Und das wiederum ist wiederum auch in Bezug auf die vielfältigen cardiovaskulären Folgen von Covid-19 von Bedeutung.
Weil in unserer Bevölkerung die Zufuhr an Omega-3-Fettsäuren häufig deutlich unterhalb der offiziellen Empfehlungen liegt, sollte unbedingt darauf geachtet werden, über die Ernährung oder bei Bedarf über Supplemente zumindest normale DHA- und EPA-Spiegel zu erreichen. In der Therapie sollten diese Fettsäuren adjuvant zu anderen Maßnahmen hochdosiert oral oder parenteral zugeführt werden. Auch Darvesh, Weill und Torrinhas empfehlen in ihren Veröffentlichungen deshalb, dass Omega-3-Fettsäuren einerseits eine gute Möglichkeit der Prävention von Covid-19 und anderen Infektionskrankheiten sein können und sie als adjuvante Pharmakotherapie in das klinische Management von Covid-19 einbezogen werden sollten.
Denken Sie als Betroffener oder als Therapeut intensiver über Omega-3-Fettsäuren in der Betreuung von Virusinfekten und Covid-19 nach und werden Sie aktiv, für sich selbst, für Ihre Familie und für Ihre Mitmenschen.
Ihr Udo Böhm
Literatur und Quellen:
Böhm U/Muss C; Rationelle Therapie in der Mikronährstoffmedizin; ISBN 978-3-8374-1275-8
Böhm U; Die gesundheitliche Bedeutung von Glutathion; ISBN 978-3-8374-1402-8
Böhm U; Resveratrol in der funktionellen Ernährungsmedizin; ISBN 978-3-926725-20-2
Böhm U; α-Liponsäure; ISBN 3-926778-26-1
Böhm U; Die Bedeutung von Vitamin K in der funktionellen Ernährungsmedizin; ISBN 978-3-926778-32-1
Böhm U: Die Kunst der parenteralen Mikronährstoffanwendung (Eigenverlag)
Böhm U: Die funktionelle Ernährungsmedizin und der Magen-Darm-Trakt (Eigenverlag)