Auf Zucker zu schimpfen gilt heute in feineren Kreisen als modern und gesundheitsbewusst. Verbraucht wird er dennoch in Massen, im Durchschnitt um die 50 Kilogramm pro Kopf und Jahr! Was der eine sich an Zucker mühsam abspart, führt ein anderer sich mit Pop-Getränken, Fruchtsäften, Fertigmüsli, Fruchtjoghurt und Eiscreme in rauhen Mengen zu.
Auch wenn Zucker nicht gleich Zucker ist, nahezu überall packt ihn die Lebensmittelindustrie in grotesken Mengen hinein, meist versteckt unter mindestens 40 unverdächtig und harmlos klingenden Decknamen. Die Folgen zeigen sich mittlerweile eindrucksvoll in einer Diabetesrate von 15 % und einer Fettleberrate von 40 % bei Erwachsenen westlicher Gesellschaften. Und die Tendenz ist ungebremst steigend, besonders dramatisch ist sie bei Kindern und Jugendlichen. Ärzte warnen seit Jahren vor den gravierenden Folgen für das Gesundheitswesen, doch das nötige gesellschaftliche Umdenken bleibt bislang aus. Die einzige Hoffnung: Selber nachdenken und handeln!
Zucker ist nicht gleich Zucker – kennen Sie sich aus?
In der Natur vorkommender Zucker, auch Stärke (Glukose) genannt, ist je nach Bedarf der ideale und lebensnotwendige Brennstoff oder Energievorratsstoff. Nicht lebensnotwendig aber beliebt ist hingegen weißer Haushaltszucker, auch Sucrose genannt. Er ist deshalb so süß, weil er anteilsgleich neben Glukose auch Fruktose enthält. Und Fruktose macht nicht nur den Haushaltszucker, sondern jedes Lebensmittel, in das er untergemischt wird, möglichst süß. Lebensmittelkonzerne, die natürlich um den schlechten Ruf von Zucker wissen, sind einfallsreich, wenn es darum geht, die wahren Zutaten in ihren Produkten zu verschleiern. Weglassen kommt nicht in Betracht, denn nur mit reichlich Zucker, Fett und ausgeklügelten Aromen erreichen Lebensmittelchemiker in den Labors der großen Food-Konzerne jene typischen lustvollen Geschmacksmomente, die sie den Gehirnen ihrer Konsumenten als unwiderstehlich andressiert haben. Statt Zucker kommt die künstliche Süßung auf dem Etikett deshalb unter vielen Tarnkappen daher: mal als Fruktose, mal als Laktose, hier als Feigensaft, Traubenmost oder Agavensirup, dort als Maltose, Maltodextrin oder Dextrose, gerne aber auch als brauner Zucker, Karamell, Maissirup, Molasse oder Honig. Mit solchen Tricks gelingt es listig, in einem kleinen Joghurtbecher 11 Gramm Zucker oder in eine halben Liter Cola 16 Stücke Würfelzucker unterzubringen. Kaum geschluckt, löst die Glukose eine stramme Insulinausschüttung aus der Bauchspeicheldrüse aus und stellt so Energie für Gehirn und arbeitende Muskulatur bereit. Auf dem Sofa jedoch unverbraucht, wandert die überschüssige Energie flugs in die Fettdepots.
Fruktose: Für die Leber ähnlich giftig wie Alkohol
Ganz anders hingegen der Stoffwechselweg der Fruktose: Unabhängig vom Insulin und ohne Sättigungssignal an das Gehirn heizt Fruktose auf direktem Weg die Fettbildung in der Leber an. Größeren Mengen anflutender Fruktose ist die Leber schutzlos ausgeliefert und kann sich nur mit einer raschen Umwandlung in Fett behelfen. Regelmäßiger Konsum größerer Mengen an Fruktose gilt mittlerweile als entscheidende Triebfeder der nicht-alkoholischen Leberverfettung (NASH-Syndrom) sowie des metabolischen Syndroms. Immer mehr wissenschaftliche Untersuchungen belegen zudem, daß mit jeder Zufuhr fruktosehaltiger Lebensmittel (Sodagetränke, Fruchtnektare, Fruchtsäfte, Fertigsaucen, Eiscreme, Süßigkeiten etc.) die Kalorienzufuhr nachfolgend steigt, was wiederum eine ungebremste Auffüllung der Fettdepots, eine nachlassende Wirkung überhöhter Insulinspiegel und schließlich eine Insulinresistenz (ständig hohe Insulinspiegel, die den Blutzucker nicht mehr senken) nach sich zieht. Kein Wunder, dass US-Forscher Fruktose wegen seiner fatalen Auswirkungen auf die Leber als „Gift der Neuzeit“ bezeichnen und es in seinen Langzeitfolgen kaum weniger problematisch bewerten als das bekannte Lebertoxin Alkohol (Folge: alkoholische Fettleber und Leberzirrhose).
Die Natur hat vorgesorgt: Fruktose in Früchten ist kein Problem
Befürchtungen, auch süße Früchte mit natürlichem Fruchtzucker (Fruktose) könnten sich auf den Stoffwechsel und die Fettdepots ungünstig auswirken, sind unbegründet. Werden Äpfel, Birnen, Orangen oder Ananas als intakte Früchte verzehrt, sorgt deren hoher Ballaststoffgehalt für ein stark verzögertes und deutlich geringeres Anfluten der Fruktose aus dem Darm ins Blut, womit die Leber problemlos zurecht kommt. Aus denselben Früchten gewonnene Fruchtsäfte ohne die nützlichen Ballaststoffe hingegen erweisen sich als regelrechte Fruktosebomben, die der Leber einen metabolischen Schlag versetzen. Ein guter Grund übrigens, über den Sinn und Unsinn von Smoothies nachzudenken und die Früchte lieber intakt als geschreddert zu genießen.
Der Weg aus dem Dilemma beginnt mit Umdenken
„Zucker macht zuckerkrank, Zucker macht fett, Zucker macht müde“, weiß schon der Volksmund. Aus genau diesen Gründen gilt eine überzuckerte Ernährungsweise heute als Hauptmotor von Herz-Kreislauferkrankungen, Bluthochdruck, Nierenschäden, Übergewicht, Adipositas, Diabetes und Krebs. Fatalerweise ist die Überzuckerung nahezu aller festen und flüssigen Lebensmittel der Dreh- und Angelpunkt jedes industriellen „Food-Processing“. In natürlichen, unverarbeiteten Nahrungsmittel kommt Zucker kaum vor oder er bleibt aufgrund der reichlich vorhandenen Ballast- und Faserstoffe unproblematisch. Wer sich vor den grassierenden „Zivilisationskrankheiten“ schützen möchte, tut gut daran, die Zutatenlisten auf den Lebensmitteletiketten zu studieren und seinen Speiseplan von allen versteckten Zuckerquellen zu säubern. Wer keine Industrieware in den Einkaufswagen packt, hat später auch kein Problem: Also zurück damit ins Regal!